Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 55, 1899)

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Andere wachsen zwischen Moosen, an Baumrinden, an feuchten Steinen, 
Mauern und Felsen. In grossen Massen tritt im Hochgebirge an nackten, 
feuchten Felsen Gloeocapsa auf, dunkelbraune oder schwarze Überzüge 
bildend. 
Solche an der Luft lebende Spaltalgen aus den Gattungen Nostoc 
und Anabaena nisten sich regelmässig zwischen den Zellen vieler Leber- 
moose ein, auch in den Geweben höherer Pflanzen, wie Gunnera und 
verschiedener Cykadeen. Sie suchen dort nur geschützte Plätze auf: 
„Raumparasiten“. Derartige Vorkommnisse machen uns die Rolle 
verständlich, welche zahlreiche Spaltalgen (neben grünen Algen) im 
Flechtenkörper spielen, in welchem sie als „Gonidien“ in Sym- 
biose mit dem pilzlichen Element der Flechten lebend, vorkommen. 
Die im Wasser wachsenden Spaltalgen finden sich im süssen 
und im salzigen Wasser; viele von ihnen bevorzugen Wasser, welches 
durch organische Substanzen verunreinigt ist, auch hierdurch an 
ihre Verwandtschaft mit den Spaltpilzen erinnernd. So Oscillatoria in 
schmutzigen Pfützen, ursprünglich am Boden kriechend, dann bei 
hellem Wetter durch Sauerstoffblasen samt dem an ihnen haften- 
den Schlamm an die Oberfläche gehoben und unappetitliche, grün- 
liche, braune oder schwärzliche, schwimmende Fladen bildend, die un- 
angenehm moderig (nach Characin) riechen. Bei Regen werden sie 
zerstreut und sinken wieder unter. 
In dem neuerdings so viel untersuchten Plankton finden sich 
bisweilen in Menge auch Spaltalgen und spielen also eine wichtige Rolle 
als Urnahrung. Im Süsswasser sind es hauptsächlich Arten von Ana- 
baena und Clathrocystis, im Meere die neuerdings erst aufgefundenen 
Gattungen Xanthotrichum und Heliotrichum. 
Unter den frei im Wasser schwimmenden Spaltalgen giebt es 
solche, welche sich immer an der Oberfläche halten, und wenn sie sich 
unter günstigen Bedingungen stark vermehren, sogenannte „Wasser- 
blüten“ bilden, die meist von blaugrüner, seltener von anderer Farbe 
sind; so giebt es im Süsswasser eine Microcystis flos aquae, Anabaena 
los aquae, Aphanizomenon flos aquae; besonders häufig ist die blaugrüne 
oder gelbliche Clathrocystis aeruginosa (z. B. voriges Jahr im Starnberger 
See). Im Roten Meere bildet Zrichodesmium erythraeum eine rote Wasser- 
blüte, woher der Name des Meeres kommen soll. — Zum Schwimmen 
an der Oberfläche sind sämtliche Wasserblüten bildende Spaltalgen 
(wie KLEBAHN nachwies) dadurch befähigt, dass sie in ihrem Zellinnern 
kleine Lufträume (Gasvakuolen) ausbilden. 
Unter den im Wasser vorkommenden Arten haben schon seit 
langer Zeit diejenigen die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, welche in 
den Thermen, und zwar in warmem bis heissem Wasser, leben. Schon 
in den Karlsbader Quellen und ähnlichen sind sie die einzigen Organis- 
men, welche die hohen Temperaturen ertragen können; in den Thermen 
von Valdieri findet sich Phormidium valderianum bei einer Temperatur 
bis zu 55° C.; eine andere Phormidium-Art aber, Ph. laminosum, wächst 
in den Geysirn des Yellowstone-Parkes bei 30—85° C., am schönsten 
entwickelt bei 54—68° C, — Hierauf gründet sich die Hypothese, 
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