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die Wahl fiel auf Prof. Koken (Tübingen); zu Ausschussmitgliedern
wurden gewählt: Seminaroberlehrer Schwarzmaier (Nagold) und
ÖOberförster Rau (Tübingen). Darauf hielt Prof. Klunzinger (Stuttgart)
einen warm empfundenen Nachruf für den verstorbenen Prof. Eimer.
(Der Nachruf findet sich abgedruckt in der III. Abt. dieser Jahreshefte,
S. 1—35.) Die Versammlung ehrte das Andenken des Verewigten durch
Erheben von den Sitzen.
Sodann sprach Prof. Koken über die neuen, in Nusplingen ge-
fundenen Versteinerungen, insbesondere über eine wunderschön
erhaltene grosse Squatina, eine Form, die man bisher als Übergangs-
form von den Haien zu den Rochen betrachtet hat. Er erörterte dabei,
dass alle Unterschiede, die die Rochen von den Haien trennen, auf
Rechnung ihrer Lebensweise zu setzen seien und deshalb für eine
natürliche Einteilung nicht in Betracht kommen; in den verschiedensten
Zeiten haben Haie einen Anlauf genommen, zu Rochen zu werden, so
Menaspis im Palaeozoicum, Bdellodus im Lias. Die Familie der Rochen
ist daher in einzelne Tribus zu spalten, die in ihrer Abstammung jede
auf eine besondere Haifischform zurückgehen.
Zum Schluss behandelte Prof, Grützner (Tübingen) einige Fragen
über die menschliche Stimme. Es ist ein verbreiteter Irrtum,
dass unsere Stimme dadurch hervorgebracht wird, dass die Stimmbänder
nach Art einer Violinsaite Schwingungen machen. Der Kehlkopf wirkt
vielmehr wie eine Zungenpfeife; durch rasche Aufeinanderfolge von
Öffnung und Verschluss der Stimmritze wird der Luftstrom häufig unter-
brochen und dadurch ein Ton erzeugt. Die Höhe desselben hängt
einerseits von der Spannung des Stimmbandes, anderseits von der
Stärke des Luftstroms ab. Wenn beim Singen ein Ton auf gleicher
Höhe gehalten werden soll, so ist das am leichtesten, wenn die Stärke
des Tones gleichbleibt; soll diese jedoch zugleich zu- oder abnehmen,
so ist ein komplizierter Mechanismus notwendig: eine Verstärkung des
Luftstroms, die zum Anschwellen des Tones nötig ist, bringt eine Er-
höhung desselben hervor, wenn nicht zugleich eine entsprechende Er-
schlaffung der Stimmbänder erfolgt, und umgekehrt beim Abschwellen
der Stimme. Es werden immerhin beim Halten des Tones in gleicher
Stärke auch von geübten Sängern Fehler von */g bis 1!/2°/o gemacht;
beim An- und Abschwellen des Tones steigen diese Fehler auf das
Doppelte und Dreifache. Nachweisbar sind so geringe Abweichungen
nicht mehr für unser Gehör; dagegen ist ein solcher Nachweis möglich
nach dem Princip von Lıssayous. Wenn zwei senkrecht zu einander
gestellte Saiten in Schwingung versetzt werden, so beschreiben ihre auf-
einanderfolgenden Schnittpunkte ganz bestimmte Figuren, deren Gestalt
abhängig ist von dem Verhältnis der Schwingungszahlen der beiden
Saiten. Wenn dieses durchaus konstant und rational ist, so bleiben
die Figuren die gleichen; verändert sich aber die Schwingungszahl der
einen Saite, so verändert sich auch die LıssAyovs’sche Figur. Mit Hilfe
sinnreicher Vorrichtungen, die der Redner vorführte, lassen sich die
Schwingungen der menschlichen Stimme auf eine Flamme übertragen,
und indem man die Schwingungen der Flamme mit den gleichbleibenden
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