Ill. Original-Abhandlungen und Mitteilungen.
Theodor Eimer.
Ein Lebensabriss mit Darstellung der Eimer’schen Lehren nach
ihrer Entwickelung.
Von Prof. Dr. C. B. Klunzinger.
Einen schweren Verlust hat die Naturwissenschaft durch den,
den meisten unerwarteten, am Pfingstsonntag (29. Mai 1898) er-
folgten Tod des Prof. Dr. Theodor Eimer in Tübingen erlitten.
Die grosse Aufgabe, die er sich in den letzten Jahren gestellt, das
Rätsel von der Entstehung der Arten, das „Geheimnis der Geheim-
nisse“, welches durch Darwin gelöst zu sein schien, aber, wie sich
mehr und mehr herausstellte, in nicht völlig befriedigender Weise, in
anderer Art zu entschleiern, hat ihn zur Erstellung eines Gebäudes
geführt, das, auf festem naturwissenschaftlichem Boden gegründet,
immer stattlicher heranwuchs. Es hätte nur noch wenige Jahre be-
durft, ehe es ganz und sicher unter Dach gebracht werden konnte, aber
der unerbittliche Tod hat den Baumeister dahingerafft, und es wird
sich nicht leicht ein Nachfolger finden, der mit gleicher Schaffens-
freudigkeit und genialer Begabung das Werk zu Ende führen wird.
Es soll im untenfolgenden zur Würdigung der Leistungen des Ver-
storbenen und zum Verständnis die allmähliche Entwickelung dieses
Baues näher verfolgt werden.
Der äussere Lebensgang des Heimgegangenen ist folgen-
der: Gustav Heinrich Theodor Eimer ist geboren 22. Februar 1843
zu Stäfa am Züricher See. er wurde also nur 55 Jahre alt und
ist dem Geburtsort nach ein Schweizer, auch seine noch lebende
Mutter. Albertine, geb. Pfenninger, geboren 1822, war eine
Schweizerin aus alter bekannter Familie aus Stäfa. Sonst war Eimer
nach Herkunft, Erziehung und Gesinnung durch und durch ein
Jahreshefte d, Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ, 1899