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629% nördlicher Breite hat sich in einer Tiefe von 116 m eine Tem-
peratur von — 3° gefunden. Auf, die Unterschiede in der Tiefen-
temperatur hat schon: im Jahre 1662 der gelehrte Jesuit KırcHER in
Fulda aufmerksam gemacht. Im Anfang des Jahrhunderts haben
BISCHOF, FREIESLEBEN, ALEXANDER V. HUMBOLDT, später DECKEN in
Preussen, Rerocm in Sachsen u. a. derartige Temperaturbeobachtungen
gemacht. Diese Untersuchungen sind schwierig, sie ergeben nur in
neu eröffneten Strecken ein gutes Resultat, wobei die Thermometer
möglichst tief in die Bohrlöcher eingesenkt werden. Die geother-
mische Tiefenstufe, welche die Höhendifferenz bei einer Temperatur-
differenz von 1° C. angiebt, beträgt in Preussen 116 m bis 15,5 m,
durchschnittlich 50 m, in Sachsen 42 m. In einem Bohrloch bei
Neuffen wurde 1832/39 durch Graf MANDELSLOHE bei 340 m Tiefe
durchschnittlich 10 m, in Nevada (Amerika) bei 640 m Tiefe 40 m, in
andern 21 m bis 22 m, in England 47 m gefunden. In Kohlenberg-
werken ergiebt sich eine schneller steigende Temperatur als in Erz-
und Steinbergwerken. Für das 1272 m tiefe Bohrloch in Speren-
berg südlich Berlin wurden genaue Temperaturuntersuchungen ver-
anstaltet und eine geothermische Tiefenstufe von 31,8 m gefunden.
Im einzelnen ergab sich bei einer Tiefe von 225 m 21,5% GC, hei
290 m 28,5% bei 456 m 30,5°, bei 605 m 383°, bei 1000 m 46,5%;
bei 1268 m 48° C. In einem Bohrloch in Oberschlesien wurde bei
1750 m eine Temperatur von 60° gefunden. Bei der Bohrung der
grossen Tunnel der Neuzeit, durch den Montcenis, Gotthard, Arlberg,
ergab sich eine geothermische Durchschnittsstufe von 50 m und eine
Maximaltemperatur von 31° C. Für den in Arbeit begriffenen Simplon-
tunnel hat SrApFr eine Maximaltemperatur von 46° C. berechnet. In
Cumstock (Nevada) können die Arbeiter bei 42—46 9 es nur 10 Minuten
aushalten, bei 50° ist jede Thätigkeit unmöglich. In England wird
befürchtet, dass in 200 Jahren wegen zu grosser Tiefe aus diesem
Grunde die Kohlenausbeutung aufhören muss. Als Durchschnittswert
der geothermischen Tiefenstufe wird 33 m angenommen, welcher aber
gegen das Erdinnere erheblich kleiner wird. Da die aus dem Erdinnern
kommenden Laven überall dieselbe Beschaffenheit zeigen, wird daraus
gefolgert, dass dort ein Rest von dem frühern feuerflüssigen Zustand
der Erde herrscht. Dies gehört zu den schwierigsten Problemen;
worüber wir die Theorien von THomson, LEIBNITZ, DESCARTES, LA-
PLACE u. a. haben. Die Tiefe, aus der die Laven hervorbrechen oder
die Dicke der festen Erdkruste wird von Einzelnen auf 4—5 Meilen,
von Humsonpr auf 20 Meilen = 150 km, von THomsox auf 200 km
angegeben. In einer Tiefe von 66000 m ist eine/ Temperatur von
2000° C. und ein Druck von 19000 Atmosphären vorhanden, unter
welchen Einwirkungen jedes Gestein geschmolzen sein muss. Die Folgen
noch grösserer Temperaturen und noch grösseren Drucks sind unbekannt;
nach den einen Forschern ist das Erdinnere glutflüssig, andere, wie
Ruyzr, halten es durch den Druck für verfestigt, wobei durch Druck-
verminderung bei Spaltenbildungen wie bei Vulkanen wieder Ver-
flüssigungen ‚des Erdkernes resultieren. (Krauss.)