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leuchtungen mit dem Apparat vorgenommen, auch eine grosse Anzahl
photographischer Aufnahmen pathologischer Natur vorgelegt.
Zum Schluss berührte Stadtschultheiss Müller noch kurz das
Wetterschiessen in Hohenheim bei dem Meteorologenkongress vom
9./14. April in Stuttgart, dem er beigewohnt hat und dem eine ge-
wisse Beachtung nicht zu versagen ist. (Dittus.)
4. Schwarzwälder Zweigverein für vaterländische Naturkunde.
Versammlung zu Rottweil am 6. Mai 1900.
In Vertretung des erkrankten Vorsitzenden Prof. Koken eröffnete
Prof. Grützner (Tübingen) die Versammlung.
Zuerst sprach Prof. Dr. Correns (Tübingen) über Pflanzen-
bastarde. Nachdem er eine Übersicht über die Eigenschaften der
Pflanzenbastarde gegeben und der hervorragenden Verdienste gedacht
hatte, 'die württembergische Naturforscher (J. G. KÖLREUTER, geb. 1733
in Sulz, C. F. GÄRTNER, geb. 1772 in Calw) durch deren Unter-
suchungen erworben haben, berichtete er über die denkwürdigen Ba-
stardierungsversuche, die der Abt G. MuEnDzL in den sechziger Jahren
angestellt hatte, die aber ganz unbeachtet geblieben waren, und die
durch die neuen, von Prof. Huco DE Vrıss in Amsterdam und dem
Vortragenden, unabhängig voneinander, ausgeführten Untersuchungen
bestätigt worden sind. Alle drei Beobachter sind auch zu derselben
Erklärung gelangt. Mann kann die Merkmale, die zwei zu einem
Bastard verbundene Rassen oder Arten unterscheiden, zu Paaren zu-
sammenordnen, von denen sich jedes auf einen bestimmten Punkt, z. B.
die Farbe der Blüten, die Farbe der Samenschale, des Keimes, die
Höhe der ganzen Pflanze bezieht; die eine Rasse oder Art besitzt die
Anlage für den einen Paarling, die andere die für den anderen. In
vielen Fällen zeigt sich nun im Bastard nur das von der einen Rasse
stammende Merkmal, während das von der anderen Rasse stammende,
dessen Anlage auch im Bastard stecken muss, nicht zur Entfaltung
kommt. So hat der Bastard zwischen einer rotblühenden und einer
weissblühenden Erbsenrasse’stets rote Blüten, genau von der Intensität
der einen Elternrasse etc. In einem solchen Merkmalspaar hat Menden
das eine Merkmal das ‚„„‚dominierende‘‘, das andere das „recessive“ ge-
nannt. Wir müssen annehmen, dass zunächst die beiden Anlagen, die
für das recessive und die für dominierende, im Bastard vereinigt sind,
dass sie sich aber vor der definitiven Ausbildung der Sexualzellen trennen,
so, dass die Hälfte der Pollen- und Eizellen nur die Anlage für das
dominierende, die Hälfte nur die für das recessive Merkmal erhält, diese
Zellen des Bastardes darin also teils ganz den Sexualzellen der einen,
teils ganz denen der anderen Elternrasse entsprechen. Das kann man
als das MenDEL’sche Spaltungsgesetz, oder besser, als die „MEnDEL’sche
Spaltungsregel‘ bezeichnen. Ist nun der Bastard mit eigenem Blüten-
staub fruchtbar und bringt der Zufall die Sexualzellen zusammen, so
entstehen die Pflanzen mit den verschiedenen möglichen Merkmalskom-