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Ausserdem zeigte Prof, Grützner eine von ihm erfundene interessante
Methode, um elektrische Ströme aufzuzeichnen. (Hesse.)
Schliesslich redete Prof. Blochmann (Tübingen) über die Er-
gebnisse der neueren Malariaforschung. Nachdem man früher
vergeblich nach Bakterien als Erzeugern des Wechselfiebers gesucht
hatte, fand vor 20 Jahren LAvERAN im Blute von Malariakranken einen
Parasiten, der sich als ein Protozoon, ein einzelliges Wesen, erwies, das
der Gruppe der Sporozoen zugehört. Von den Cocecidien, die der
gleichen Gruppe angehören und in Darm und Leber der Kaninchen
Knoten bilden, ist die Entwickelung schon seit einiger Zeit genau be-
kannt. Die Infektion geschieht durch Sporen, die von dem Kaninchen
mit der Nahrung aufgenommen werden und in eine Epithelzelle des
Darms oder der Gallengänge eindringen; dort wächst die Spore auf
Kosten der Zelle heran und zerfällt dann in eine grosse Zahl von Teil-
stücken (Merozoiten), die neue Epithelzellen infizieren. Die Neuinfek-
tion führt entweder wiederum zu Merozoiten, welche die Erkrankung
im Tierkörper verbreiten, oder es entstehen zweierlei Produkte, grosse
„Makrogameten‘‘, die sich wie Eier, und kleine „Mikrogameten‘‘, die
sich wie Samenfäden verhalten; aus der Vereinigung einer Makro- mit
einer Mikrogamete gehen eine Anzahl eingekapselter Dauerzustände
hervor, die, mit dem Kote nach aussen befördert, in Sporen zerfallen
und nun der Infektion neuer Individuen dienen. — Ähnlich verhält
sich der Malariaparasit: zunächst ist er ein kleines Körperchen, das
in einem roten Blutkörperchen seinen Sitz hat; dort wächst es an und
zerfällt dann in einzelne Teile (Merozoiten); entnimmt man einem Malaria-
kranken drei Stunden vor einem Fieberanfall Blut, so findet man, dass
die Merozoiten durch Zerfall der sie beherbergenden Blutkörperchen
frei werden: ihr Eindringen in neue Blutkörperchen bewirkt eben den
neuen Fieberanfall. Wie aber gelangt der Parasit in das Blut des
Menschen? Bei der Malaria der Vögel hat man den ganzen Lebens-
gang des Parasiten zuerst genau verfolgen können: Stechmücken saugen
mit dem Blut des Vogels die Makro- und Mikrogameten des Parasiten
ein; in dem Darm geschieht die Befruchtung des Makrogameten; dieser
dringt dann durch die Darmwand, erzeugt in der Leibeshöhle eine An-
zahl Dauercysten, und die aus diesen hervorgehenden Sichelkeime (Sporen)
dringen in die Speicheldrüsen der Schnake ein, von wo sie beim Stechen
mit dem Speichel in das Blut eines Vogels kommen und diesem die
Krankheit bringen, indem sie in seine Blutkörperchen eindringen und
sich dort vermehren. So hat dieser Parasit einen ähnlich verwickelten
Lebensgang mit Wirt und Zwischenwirt, wie man ihn z. B. von den
Bandwürmern schon länger kennt. — Den gleichen Entwickelungsgang
hat man nach einigen Irrgängen auch für den Malariaparasiten des
Menschen gefunden; der Zwischenträger ist auch hier eine Schnake,
Anopheles claviger, die überall da vorkommt, wo sich Malaria findet.
Die Entdeckung giebt nun auch die Mittel an die Hand, mit denen die
Verbreitung der verderblichen Krankheit zu bekämpfen ist: in Malaria-
gegenden wird das Schlafen unter dem Moskitonetz das nächste Schutz-
mittel sein. Vor allem aber wird es wirksam sein, die Brutstätten der