Il, Original-Abhandlungen und Mitteilungen,
Mitteilungen über die Bestäubungseinrichtungen
der Blüten.
Von Prof. Dr. O. Kirchner.
2. Mitteilung‘.
Zu der Schilderung der Blüteneinrichtungen bei den ein-
heimischen Arten der Gattung Saxifraga (s. 1. Mitteilung unter
22. 8. 373—384) ist nachzutragen, dass S. hypnoides IL. ausgeprägt
protandrisch ist, wie ich am 3. Juni 1900 an Exemplaren zu be-
obachten Gelegenheit hatte, welche in dem SÜNDERMANN’schen Garten
bei Lindau blühten. Die Kelchzipfel sind, wie auch der Blütenstiel,
mit rotköpfigen Drüsenhaaren besetzt, die Kronblätter weiss, im
Grunde mit 3 grünlichen Adern. Während des Blühens wächst die
Krone bedeutend heran, ähnlich wie dies auch bei S. altissima KERNER
geschieht: an eben geöffneten Blüten sind die Kronblätter 6 mm
lang, 3 mm breit, und nur so wenig auseinander gebreitet, dass der
obere Blütendurchmesser 6—8 mm beträgt, im weiteren Verlaufe des
Blühens wachsen sie auf 8 mm Länge und 5 mm Breite heran und
legen sich fast flach auseinander, weshalb nun der Blütendurchmesser
sich auf ca. 16 mm vergrössert. Die Aufeinanderfolge in der Ent-
wickelung der Geschlechtsorgane vollzieht sich in derselben Weise,
wie bei den übrigen protandrischen Arten der Gattung: es richten
sich einzeln nacheinander erst die Staubblätter des äusseren, dann
diejenigen des inneren Kreises auf und stäuben, indem sich ihre An-
theren mit goldgelbem Pollen bedecken, nachher biegen sie sich nach
aussen gegen die Kelch- und Kronblätter, und zuletzt, nach dem
1 Vergl. diese Jahreshefte Jahrg. 1900. Bd. 56 S, 347—384.
Jahreshefte d, Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1901. \