Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 57, 1901)

Labyrinthodon aus dem Buntsandstein von Teinach. 
Von Prof. Dr. E. Fraas. 
Mit 1 Textfigur. 
Durch Herrn Hofrat Wurm in Teinach wurde der Vereinssamm- 
lung ein ebenso seltenes wie eigenartiges Fundstück übergeben, welches 
im Walde bei Teinach 1,5 m tief in den dortigen Blockanhäufungen 
des Buntsandsteines gefunden wurde. Dem Materiale nach zu urteilen 
stammt das Fundstück aus den oberen Lagen des Hauptbuntsand- 
steines, wahrscheinlich aus der Gegend des Hauptkonglomerates. Die 
im Walde in ungeheuren Massen angehäuften Blöcke werden als 
Bausteine gebrochen und bei dieser Gelegenheit wurde auch das 
Stück gefunden. Der erste Anblick ist freilich höchst eigenartig 
und ich kann es Herrn Hofrat Wurm nicht verdenken, dass er meinte, 
es werde das Stück wohl eher in die Altertumssammlung als in das 
Naturalienkabinet gehören. In einer tiefen glatten Rinne sehen wir 
eine hocherhabene Perlschnur mit teilweise hübsch skulpturierten 
länglichen Perlen verlaufen, so dass der Gedanke nahe liegt, dass es 
sich um ein etwas primitives Ornament, von Menschenhand geschaffen, 
handle, um so mehr, als das Gebilde nicht etwa aus Knochensub- 
stanz, sondern lediglich aus dem gewöhnlichen umgebenden Sand- 
stein besteht. 
Von einem Artefakt ist jedoch keine Rede, sondern es handelt 
sich um ein Fossil, oder richtiger gesagt, um den Abdruck eines 
Fossiles. Die glatte tiefe Rinne ist der Hohlraum, welcher von 
einem rundlich gestalteten Knochen herrührt und die erhabene Perl- 
schnur muss dementsprechend von einer tiefen, in einzelne Gruben 
geteilten Rinne herrühren. Einen derartigen Skeletteil giebt es nur 
am Schädel und zwar speciell am Kiefer. Die glatte Rinne ent- 
spricht dem Kieferast und die der Perlschnur entsprechenden Gruben 
sind die Zahngruben oder Alveolen. Um ganz sicher zu gehen, 
fertigte ich einen Ausguss des Stückes, der nun das Positiv darstellt;
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.