Il. Sitzungsberichte,
1. Generalversammlung in Gmünd am 24. Juni 1900.
Den 1, Vortrag hielt Oberlehrer Straub in Gmünd über „die
Vegetationsverhältnisse des Bezirks Gmünd“. Nach kurzer
Schilderung der klimatischen und geologischen Verhältnisse des Bezirks
und der Abhängigkeit der Pflanzen von den Bodenarten schilderte
Redner im Anschluss an GRADMANN’S Einteilung die einzelnen Pflanzen-
formationen unter Erwähnung der wichtigsten oder seltensten Pflanzen.
Eine besondere Hervorhebung erfuhr natürlich die Flora des Rosen-
steins. Erwähnt wurde auch, dass in der Nähe von Gmünd früher
Weinbau getrieben wurde, der jedoch wahrscheinlich aus wohlberech-
tigten Gründen heute verschwunden ist.
Im Anschluss an diesen Vortrag machte Stadtpfarrer Dr. G rad-
mann die Mitteilung, dass für die pflanzengeographische Durch-
forschung Württembergs, an der sich infolge des ergangenen Aufrufs
zahlreiche Mitglieder in dankenswerter Weise beteiligen, immer noch
für einzelne Gebiete Mitarbeiter fehlen. (Der Bitte um weitere Be-
teiligung an dieser Vereinsarbeit wurde im Laufe des Tages seitens
mehrerer Herren entsprochen.) Ferner teilte Dr. Gradmann mit, dass
Professor Dr. A. MAGxıy in Besancon für die Erforschung der pflanzen-
geographischen Verhältnisse des Gesamtjura ein Centralorgan »Archives
de la flore jurassienne« geschaffen habe und auch in Württemberg
Mitarbeiter zu gewinnen suche.
Als 2. Vortragender berichtete Prof. Rieber unter Hinweis auf
die ausgestellte Flechtensammlung über einen „Flechtenausflug ins
Wenthal‘“. Redner unterscheidet 4 Gruppen von Substraten, auf
welchen die Flechten dort vorkommen: die nesselbewachsenen Stein-
haufen, welche durch das Auslesen der Steine von den Feldern an
deren Rändern entstehen; den Sandboden als Hauptstandort der Erd-
flechten; die malerischen Dolomitfelsen des Thales, die dasselbe zu
einem Dorado für den Flechtensammler machen; endlich die Wald-
bäume, Nadelwald und Birkenwald, von welchem besonders der letztere
interessante Flechten trägt. Es gelang dem vorzüglichen Flechten-
kenner, wiederum eine Reihe für Württemberg neue Arten ‚aufzufinden.
(Vergl. S. 419.)