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genommen, der über „Fırrıca’s neue Versuche über Arsen und
Phosphor‘ sprach. Die von dem genannten Autor angeblich er-
langten Resultate, dass Phosphor sich in Arsen bei bestimmter Oxy-
dation überführen liesse, konnte der Vortragende nicht bestätigen;
er musste die grosses Aufsehen erregende Sache als Beobachtungs-
fehler bezeichnen.
Zum Schluss teilte Prof. Fraas noch eine ihm zugegangene Mit-
teilung von Lehrer Hrrmann in Kocherstetten mit, welchem es ge-
lungen ist, in Schichten des Muschelkalkes, die früher als versteine-
rungsleer angesehen wurden, 2 petrefaktenführende Bänke zu finden.
(Vergl. hierüber S. 351.)
2, Wissenschaftliche Abende des Vereins in Stuttgart.
Sitzung am 12. April 1900,
Prof. Dr. Klunzinger sprach über „die zoologischen und
anatomisch-physiologischen Kenntnisse und Anschau-
ungen des ArısrtorELES‘, ArısrorELES übte, namentlich im Mittel-
alter, einen bedeutenden Einfluss in den gesamten Wissenschaften aus,
wie ein solcher sonst nur von den grossen Religionsstiftern ausging;
er galt als unantastbare Autorität. Im Zeitalter der prüfenden Refor-
mation trat eine Reaktion dagegen ein; im 19. Jahrhundert dagegen
gelangte er als Tierkundiger zu neuer, fast überschwenglicher Aner-
kennung, die dann durch besondere Aristotelesforscher und -Kritiker,
wie J. B. Meyer, LEewss u. a. auf das richtige Mass zurückgeführt
wurde.
Von seinen zoologischen Schriften sind das Hauptwerk die ‚,Tier-
geschichten‘, wovon wir eine ausgezeichnete Ausgabe von AUBERT und
Wımmer mit deutscher Übersetzung besitzen. Die Schreibweise
des ARISTOTELES ist einfach aber nicht so anziehend wie die des PLATO,
daher auch ArıstorELES in den Schulen nicht gelesen zu werden pflegt.
Während Pr_ATo rein deduktiv verfährt, ist die Methode von dessen
Schüler ARısTOoTELES die der Induktion; dabei ist aber sein Endziel
nicht die Beobachtung an sich, sondern die Folgerung allgemeiner
Naturgesetze; die Naturgeschichte soll nicht bloss eine beschreibende
sein, sondern eine erklärende philosophische Wissenschaft: also
das, was die heutige Naturgeschichte wieder anstrebt. Diese Gesetze
findet er durch stete Vergleichung des äusseren und inneren Baues,
der Verrichtungen und der Lebensweise der Tiere. So findet er, wenn
auch nicht unter dem heutigen Namen, das Gesetz der Sparsamkeit,
der Abhängigkeit der Organe voneinander (Korrelation), der allge-
meinen Gestaltung (Symmetrie).
Pflanzen und Tiere sind beseelt und nur stufenweise verschieden ;
die höchste Stufe bildet der Mensch, der überlegt (abstrahiert). Die
„Teile der Tiere‘ sind zusammengesetzte (Organe) oder einfache, nur
in gleichartige Teile zerlegbare, wie Fleisch, Knochen: die heutigen
„Gewebe‘. Sonst ist sein Standpunkt durch und durch teleolo-
gisch und dualistisch. In praxi weicht ARISTOTELES allerdings viel-