Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 5-6, 1849-1850)

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zelnen Krankheit, hier der Cholera, sondern. in allen Fällen 
dem Einfluss der Aussenwelt unterliegt, auszudehnen, so ver- 
dienen diese Facta, deren weitere Verfolgung zu noch gar nicht 
zu ahnenden Gesetzen führen können, nach meiner Ansicht die 
Aufmerksamkeit der Naturforscher, in specie der Aerzte, in 
hohem Grade: 
Man wird an mich nun die Frage stellen, die ich mir in 
Gedanken bereits selbst gestellt habe: je nun, welcher Art sind 
die Beziehungen zwischen dem erdmagnetischen Fluidum und der 
Lebenskraft? — Wüssten wir, dass zur Zeit der östlichen Abwei- 
chung, welche mit dem Maximum der Mortalität zusammenfällt, 
die Intensität des Erdmagnetismus ihr Maximum oder Minimum 
erreicht, wüssten wir, welche Aenderungen das erdmagnetische 
Fluidum zu Zeitpunkten ungewöhnlich grosser Schwankungen der 
Abweichung erlitte, zu Zeitpunkten, wo die Lebenskraft so hef- 
tig angegriffen wird, wie z. B. zum Zeitpunkte wo die Cholera 
Oder eine ähnliche Weltseuche herrscht: so liesse sich hierüber 
freilich mit grösserer Sicherheit eine Hypothese aufstellen. Allein 
leider wissen wir über die Intensität des Erdmagnetismus noch 
blutwenig, und die Physiker müssen hierin noch viel nachtragen. 
Nach Gauss fällt zwar die Abnahme der Intensität in die Vor- 
Mittagsstunden und sie erreicht ihr Minimum etwa zwei Stunden 
Vor Mittag, die Zunahme in die Nachmittagsstunden und das 
Maximum auf die zehnte Abendstunde nach Kupfer; doch ‚wie 
gesagt, diesen Angaben liegen noch zu wenig Beobachtungen 
Zu Grunde. Wollen wir uns an den Ausdruck der Erfahrung 
Streng halten, so können wir uns die gegenseitigen Beziehungen 
beider Kräfte etwa so vorstellen: Es ist eine bekannte Thatsache, 
dass die Linie ohne Abweichung in Säcularperioden von Ost 
Nach West vorrücke. Dieses Vorrücken geschieht eben, mittelst 
der täglichen Schwankungen der Magnetnadel, indem man beob- 
ächten kann, dass die mittlere tägliche Abweichung im Verlauf 
Von etlichen Jahrzehnden eine merklich geringere westliche De- 
Clination zeigt als in früheren Perioden. Die westliche Declina- 
lion ist für unsere Gegend seit dem Jahr 1814 im ‚Abnehmen. 
Denken wir uns nun die Resultante der erdmagnetischen Kraft 
inihre horizontale, vornehmlich die Declination als nördliche Com- 
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