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auf die Stabheuschrecken wanderte und sich zunächst einmal für längere
Zeit auf ihnen gehalten hat. ;
Um 2 Uhr vereinigte die Teilnehmer ein gemeinsames Mittagessen
im Gasthof zum „Lamm“,
Versammlung zu Reutlingen am 27. Mai 1906,
Die gut besuchte Versammlung fand im Rathaussaale statt, der
dank der Bemühungen des Reutlinger naturwissenschaftlichen Vereins
von der Stadt und den bürgerlichen Kollegien in bereitwilligster Weise
zur Verfügung gestellt worden war.
Die Reihe der Vorträge eröffnete Herr Pfarrer Gußmann-Eningen,
indem er über die weltberühmten „Hamiten von Eningen“ sprach,
welche er an der Hand seiner mit Ausdauer und Eifer im Verlauf vieler
Jahre selbstzusammen gesuchten Hamitensammlung zugleich ‚demon-
strierte. Das Vorkommen der Hamiten ist auf eine relativ wenig
mächtige Schicht des Braunen Jura beschränkt und diese Petrefakten
werden bei Eningen hauptsächlich an zwei verschiedenen Stellen ge-
funden, deren Schichten zwar miteinander übereinstimmen, aber infolge
einer Verwerfung von ca. 60 m Höhe gegeneinander verschoben sind.
Die Hamiten gehören zu den fossilen Ammoniten, unterscheiden sich aber
von der gewöhnlichen Form der Ammonshörner dadurch, daß sie nicht
eng spiralig aufgerollt sind, sondern eine mehr oder weniger stabförmig
gerade oder gekrümmte Gestalt zeigen. Man kann hauptsächlich drei
Formentypen von Hamiten unterscheiden: Hamites baculatus, H. bifur-
satus und H. clavellatus, welche sich durch die verschieden starke Auf-
rollung und die Zartheit des Baues unterscheiden, Die auffallende Ähn-
lichkeit der Hamiten mit gewissen Ammoniten führte zu der Vermutung,
laß man in den Hamiten vielleicht nur degenerierte Ammoniten zu
suchen habe. Allein bei genauerer Betrachtung sind außer der Ver-
schiedenheit der Aufrollung noch einige Unterschiede zu erkennen‘, so
z. B. zwischen Hamites bifurcatus und Ammonites bifurcatus in der Zart-
heit und der Dickenzunahme der Kammern, in der Spaltung der Rippen,
sowie in der Zahl der Stachelreihen. Über die wahre Natur der
Hamiten;. sowie über ihre Beziehungen zu bestimmten Ammonitenarten
sind noch zahlreiche Fragen zu lösen, deren Beantwortung infolge des
spärlichen Vorkommens dieser Petrefakten sehr ‚erschwert erscheint.
Herr Privatdozent Dr. Fitting-Tübingen sprach über die „Pfropf-
bastarde von Bronveaux“. Die beiden Methoden der Vereinigung
zweier Pflanzenarten miteinander« zeigen wesentliche Verschiedenheiten.
Während nämlich bei der. Vermehrung durch den Sexualprozeß das
Produkt der Verschmelzung eine intermediäre Stellung zwischen den
veiden Elternformen einnimmt, so zeigen die Abkömmlinge zweier durch
Pfropfen vereinigten Pflanzenarten im allgemeinen keine intermediären
Eigenschaften, sondern die unterhalb der Pfropfungsstelle entstehenden
Zweige besitzen die Eigenschaften der Unterlage, die oberhalb ent-
stehenden diejenigen des .Pfronfreises. Vor einer Reihe von Jahren