Ungeachtet der interessanten Feststellungen, ‚welche zu der
vorstehenden Auffassung geführt haben, möchte der Verfasser einst-
weilen an dem früheren Sprachgebrauch festhalten. Jene Auffassung
hat bisher noch ’nicht allseitige Zustimmung gefunden, und zwar
aus verschiedenen Gründen. Nicht bloß deshalb, weil sonst — was
ja nicht entscheidend sein kann — überhaupt zurzeit im Pflanzen-
reich kein Beispiel von Parthenogenese übrig bleiben würde*, sofern
einige einschlägige Fälle in Rücksicht auf das Verhalten der Chromo-
somen nicht näher untersucht sind, sondern auch aus andern mehr
theoretischen Erwägungen“, welche in dem Ei mit somatischer
Chromosomenzahl doch keine den gewöhnlichen vegetativen Zellen
gleichwertige morphologische Einheit erblicken. Ob die vorgeschla-
genen Unterschiedsbezeichnungen „Parthenogenese mit und ohne Re-
duktion“ oder „somatische und generative Parthenogenese“ sich ein-
bürgern, oder aber der von STRASBURGER proponierte Ausdruck
„oogene Apogamie“ sich behaupten wird, kann einstweilen ab-
gewartet werden. Für den Verfasser ist noch ein weiterer, prinzipiell
gegen die Anwendung des Wortes Apogamie für die in Rede
stehenden Fälle gerichteter Grund maßgebend. Apogamie, d. h.
Verlust der Befruchtungstätigkeit, ist seiner Ableitung nach offenbar
nur ein Ausdruck von negativer Bedeutung und entspricht einem
ganz allgemeinen Begriff. In diesem Sinn ist auch der Ausdruck
von seinem Urheber, DE BArRY, zweifellos gebraucht worden. Par-
thenogenese und Apogamie können in keiner Weise als gegensätz-
liche Prozesse angesehen werden, sondern erstere ist vielmehr ein
Spezialfall der letzteren, ebensogut wie nucellare Adventivkeimbildung,
absolute Sterilität und manche Vorgänge in der Entwickelungs-
geschichte niederer Gewächse.
Es würde weit von dem eigentlichen Gegenstand des vor-
liegenden Aufsatzes abführen, wenn die wichtigen Ergebnisse der
STRASBURGER’schen Arbeit bezüglich der Verbreitung der Chalazo-
gamie in der Gattung Alchimilla ausführlich reproduziert werden
möchten. Nachdem’ schon von Mursecx: für die der Untergattung
Aphanes angehörige 4. arvensis generative Fortpflanzung mit cha-
Jazogamer. Befruchtung nachgewiesen‘ worden war, wurde dasselbe
Verhalten. und zwar mit Chromosomenreduktion, für verschiedene
ı\ H, Miehe, in dem Referat über die Abhandlung Strasburger’s,
Bot. Zeitg. 1905. ILS. 164. ‘ . 8 . ; ;
? H. Winkler, im seinem Aufsatz über Wikstroemia indica; Ber, d.
deutschen bot. Gesellsch. XXI. (1904.) S. 577 ff.