Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 62, 1906)

Ungeachtet der interessanten Feststellungen, ‚welche zu der 
vorstehenden Auffassung geführt haben, möchte der Verfasser einst- 
weilen an dem früheren Sprachgebrauch festhalten. Jene Auffassung 
hat bisher noch ’nicht allseitige Zustimmung gefunden, und zwar 
aus verschiedenen Gründen. Nicht bloß deshalb, weil sonst — was 
ja nicht entscheidend sein kann — überhaupt zurzeit im Pflanzen- 
reich kein Beispiel von Parthenogenese übrig bleiben würde*, sofern 
einige einschlägige Fälle in Rücksicht auf das Verhalten der Chromo- 
somen nicht näher untersucht sind, sondern auch aus andern mehr 
theoretischen Erwägungen“, welche in dem Ei mit somatischer 
Chromosomenzahl doch keine den gewöhnlichen vegetativen Zellen 
gleichwertige morphologische Einheit erblicken. Ob die vorgeschla- 
genen Unterschiedsbezeichnungen „Parthenogenese mit und ohne Re- 
duktion“ oder „somatische und generative Parthenogenese“ sich ein- 
bürgern, oder aber der von STRASBURGER proponierte Ausdruck 
„oogene Apogamie“ sich behaupten wird, kann einstweilen ab- 
gewartet werden. Für den Verfasser ist noch ein weiterer, prinzipiell 
gegen die Anwendung des Wortes Apogamie für die in Rede 
stehenden Fälle gerichteter Grund maßgebend. Apogamie, d. h. 
Verlust der Befruchtungstätigkeit, ist seiner Ableitung nach offenbar 
nur ein Ausdruck von negativer Bedeutung und entspricht einem 
ganz allgemeinen Begriff. In diesem Sinn ist auch der Ausdruck 
von seinem Urheber, DE BArRY, zweifellos gebraucht worden. Par- 
thenogenese und Apogamie können in keiner Weise als gegensätz- 
liche Prozesse angesehen werden, sondern erstere ist vielmehr ein 
Spezialfall der letzteren, ebensogut wie nucellare Adventivkeimbildung, 
absolute Sterilität und manche Vorgänge in der Entwickelungs- 
geschichte niederer Gewächse. 
Es würde weit von dem eigentlichen Gegenstand des vor- 
liegenden Aufsatzes abführen, wenn die wichtigen Ergebnisse der 
STRASBURGER’schen Arbeit bezüglich der Verbreitung der Chalazo- 
gamie in der Gattung Alchimilla ausführlich reproduziert werden 
möchten. Nachdem’ schon von Mursecx: für die der Untergattung 
Aphanes angehörige 4. arvensis generative Fortpflanzung mit cha- 
Jazogamer. Befruchtung nachgewiesen‘ worden war, wurde dasselbe 
Verhalten. und zwar mit Chromosomenreduktion, für verschiedene 
ı\ H, Miehe, in dem Referat über die Abhandlung Strasburger’s, 
Bot. Zeitg. 1905. ILS. 164. ‘ . 8 . ; ; 
? H. Winkler, im seinem Aufsatz über Wikstroemia indica; Ber, d. 
deutschen bot. Gesellsch. XXI. (1904.) S. 577 ff.
	        
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