Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 66, 1910)

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Grundwasser wieder abgibi'. Weitere Beispiele liefern die Leitha 
und die Dreisam. Auch für den Rhein werden beträchtliche, aus 
dem Grundwasser zuströmende Wassenmengen "nachgewiesen °. Der 
springende Punkt ist offenbar das prozentuale Verhältnis der Wasser- 
menge des Grundwasserstromes zu der des Hauptwasserlaufs in der 
betreffenden Gegend. Auch sehr ergiebige Quellen, wie eine bei 
Kochendorf erbohrte Grundwasserquelle im Betrag von 500 Sekunden- 
liter, verlieren an Bedeutung, wenn man sie zur mittleren Wasser- 
führung des Flusses in Beziehung setzt (Neckar bei Offenau 50 cbm, 
also das Hundertfache dieser Menge!). Der Grund, warum ich den 
Grundwasserstrom in dem später betrachteten Fall (Neckar bei 
Tübingen) für relativ unbedeutend halte, ist, daß sich bei den Wasser- 
messungen nirgends Widersprüche ergeben haben, wie dies bei 
wechselnder Abgabe und Aufnahme von Wasser aus dem Grund- 
wasserstrom der Fall sein müßte. Eine plausible Vorstellung wäre, 
daß ein Fluß beim Austritt aus dem Gebirge Wasser an die Um- 
gebung abgibt und daß er solches vor einem Gebirgsdurchbruche 
wieder sammelt (wobei natürlich auch die Gesteinsarten eine Rolle 
spielen); eine weitere, daß bei hohem Wasserstand ein Rückstau und 
Ansammlung des Grundwassers eintritt, während bei Tiefstand eine 
Speisung aus dem Grundwasser erfolgt; dieses würde also ähnlich 
wie ein Seebecken wirken. Der Grundwasserabfluß würde dann 
wesentlich nur eine zeitliche Verschiebung, nicht eine quantitative 
Änderung des Gesamtabflusses bedeuten. Beim oberen Neckar ist 
aus den bisherigen Messungen von diesen Vorgängen nichts zu er- 
kennen und es ist bei der Berechnung des Abflußverhältnisses nur 
der oberflächliche Abfluß in Betracht gezogen. Ich denke in 
einer späteren Untersuchung auf diese Frage allgemein zurück- 
zukommen. 
Neben den prinzipiellen treten praktische Fragen auf, welche 
die Messung des Abflusses und des Niederschlags betreffen. Die 
Wassermessung erfolgt bei kleinen Rinnsalen mittels Überfällen von 
bekanntem Querschnitt. Schwieriger ist die Bestimmung von Wasser- 
mengen bei Flüssen. Sie erfordert eine genaue Feststellung des 
Flußprofils, sodann die Messung der mittleren Geschwindigkeit. Aus 
Querschnitt und Geschwindigkeit berechnet man bei einigen Pegel- 
* Vergl. Soyka, Die Schwankungen des Grundwassers. Wien 1888, S.-A. 
aus Penck’s Geograph. Abhandl. Bd. II, Heft 3, 
* Ergebnisse der Untersuchungen der Hochwasserverhältnisse im deutschen 
Rheingebiet, Heft VIII. 1908, ed. Großh. Bad. Zentralbureau f. Hydrographie. 
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