Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 66, 1910)

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ihr die ersten Wege weisen mußte. Und was lag näher, als daß 
diejenige Wissenschaft, welche sich die Erforschung des Aufbaus der 
Erde und der Beschaffenheit des die Erdrinde bildenden Materials 
zur Aufgabe gestellt hat, sich eng mit einer Disziplin verwandt fühlen 
mußte, die sich als ihr Untersuchungsobjekt, die Entstehung und 
Beschaffenheit des aus den Gesteinen hervorgegangenen Auf bereitungs- 
produktes — als welches der Boden der Hauptsache nach doch nun 
einmal ohne Frage aufzufassen ist — erwählt hatte. 
So sehen wir schon vom Jahre 1824 einen derartigen Versuch 
von dem Mineralogen und Geologen Hausmann vorliegen, nachdem 
1818 sein „Versuch einer geologischen Begründung des Acker- und 
Forstwesens“! in der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 
verlesen worden war. Von dieser Zeit an wird in den späteren Boden- 
kunden und bodenkundlichen Abhandlungen mehr oder weniger die 
Bedeutung der Geologie gewürdigt. Zwar fehlte es schon in der 
älteren Zeit nicht an Forschern, welche vor einer allzu starken Be- 
tonung der Geologie für bodenkundliche Fragen warnten und ihre 
Bedeutung auf ein gewisses Maß beschränkt wissen wollten, wie 
dieses namentlich durch B. Corra? geschah: „Denn es ist diese Be- 
deutung zwar nicht gering, aber doch auch nicht so groß und so 
anmittelbar, als sie bei flüchtigem Blick erscheinen kann und zuweilen 
dargestellt ist“, läßt er sich vernehmen, und „die Fruchtbarkeit des 
Bodens ist allerdings im hohen Grade von der Natur des Gesteins 
abhängig, aus deren Zersetzung (Verwitterung) er hervorgegangen 
ist, aber es ist ziemlich schwierig und zuweilen unmöglich, aus der 
mineralogischen Zusammensetzung oder gar aus dem bloßen Namen 
des irgendwo anstehenden festen Gesteins auf die Fruchtbarkeit des 
Jaraus entstehenden Bodens zu schließen“ (S. 245). Als Grund 
dafür, weshalb man aus der Gesteinsbeschaffenheit nicht sofort auf 
lie Art des Bodens zu schließen vermöge und zwar auch dann nicht, 
„wenn wirklich die Bodenkruste durch Verwitterung an Ort und Stelle 
entstanden ist“, gibt er folgendes an: Einmal sei die chemische und 
mineralogische Zusammensetzung ein und derselben Gesteinsart zu 
sehr wechselnd und andererseits seien Gesteine verschiedener Gattung 
in dieser Beziehung oftmals zu gleichmäßig beschaffen. „Es ist daher 
ı Übersetzung von Prof, Körte aus dem Lateinischen (Specimen de rei 
agrariae et salutariae fundamento geologico) in den Möglin’schen Annalen 
der Landwirtschaft. Bd. 14. 1824, S. 417. 
* Vergl. B. Cotta, „Praktische Geognosie für Land- und Forstwirte und 
Techniker“, Dresden 1852.
	        
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