Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 66, 1910)

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wasser vom Darm aus den Weg in die Gallenblase finde und dort die 
Steine auflöse, ist vollkommen verlassen, diese Möglichkeit muß schon 
aus anatomischen Gründen verneint werden. 
Ich zeige Ihnen hier eine Anzahl Gallensteine von verschiedenen 
Patienten; diese Konkremente sind sämtlich während des hiesigen Kur- 
gebrauchs abgegangen. Die gelblichen Steine bestehen vorwiegend aus 
Cholestearin, die braunen und grünlichen aus Gallenfarbstoff und Kalk. 
An einigen zerfallenen oder mit dem Messer zerschnittenen Gallensteinen 
sieht man deutlich die kristallinische oder konzentrische Struktur, Der 
Liebenswürdigkeit des Herrn Professor HorMmEısrerR in Stuttgart ver- 
danke ich zwei steinehaltigen Gallenblasen, welche ich demonstrieren 
möchte, Beide Patienten verdanken dem Messer des Operateurs : ihre 
Gesundheit und ihr Leben, Beim Anblick dieser Präparate werden Sie 
die Frage an mich richten, wie weit Mineralwasserkuren imstande sind, 
eine Besserung oder eine Heilung des Gallensteinleidens herbeizuführen 
und bei welchen Fällen wir chirurgische Hilfe in Anspruch nehmen 
müssen. Darüber ist zu sagen, daß zwar der größere Prozentsatz der 
Gallensteinkranken durch Mineralwasserkuren Besserung und Heilung 
findet, daß es_ aber Fälle gibt, bei welchen wegen der Heftigkeit der 
Entzündungserscheinungen und wegen des gehäuften Auftretens von 
Gallensteinkolikanfällen oder wegen der Menge und Größe der Steine 
oder wegen des gefährlichen Sitzes der Steine sowie aus noch manchen 
andern Gründen die Mineralwasserkuren sowie sonstige Heilprozeduren 
versagen. Die immer wiederkehrenden Schmerzen und die zunehmende 
Störung des Allgemeinbefindens treiben schließlich den Kranken zum 
Chirurgen und es ist eine hocherfreuliche Tatsache, daß die Operations- 
behandlung der gewöhnlichen nicht. komplizierten Gallensteinkrankheit 
nur 2—3%o9 Todesfälle aufweist, wie aus großen chirurgischen Sta- 
tistiken hervorgeht. | 
Ich möchte nun noch kurz auf die Stoffwechselkrankheiten ein- 
gehen. Die Zahl der Zuckerkranken und der Fettleibigen ist hier in 
ständigem Wachsen begriffen, Bei der Zuckerkrankheit handelt es sich 
bekanntlich darum, daß der menschliche Organismus aus Gründen, die 
ich hier nicht erörtern kann, nicht mehr befähigt ist, die eingeführten 
Kohlehydrate vollkommen zu verbrennen und auszunützen, .Es werden 
vielmehr die im Körper in Zucker umgesetzten Kohlehydrate als Zucker 
mit dem Urin ausgeschieden und dem Körper wird auf diese Weise 
beständig wertvolles Nährmaterial entzogen. - Die Folge dieses krank- 
haften Vorganges ist zunehmende Abmagerung und Entkräftung. Außer- 
dem führt die Zuckerkrankheit in ihrem weiteren Verlaufe zu gefürchteten 
Komplikationen besonders von seiten der Blutgefäße und des Nerven- 
systems. 
Die gute Wirkung der Mineralwasserkuren‘ bei Diabetes beruht 
zu einem großen Teil auf.der unverkennbar günstigen Einwirkung auf 
die Verdauungsorgane. Diese Behauptung gilt sowohl. für die alkalische 
Therme von Neuenahr, als auch für die Kochsalzquellen von Kissingen 
und für die kochsalzhaltige Bitterquelle‘ von Mergentheim.. Durch die 
lebhafte. Anregung, welche das hiesige Mineralwasser ‘auf die Drüsen 
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