235
mittleren Keupers gegen Süden muß man annehmen, daß, wenn
diese Abnahme sich weiter fortsetzt, in südlicher Richtung Land
sich ausbreitete. Aus dem Auskeilen mancher Stufen zwischen den
in Südbaden und in der Nordschweiz auftretenden Ablagerungen des
mittleren Keupers! kann man schließen, daß dort zu den Zeiten,
für die ein Hiatus in jenen Gebieten anzunehmen ist, die zuletzt
vorher abgelagerte Stufe als Festland über den Meeresspiegel sich
erhob. Die geringe Mächtigkeit der dort noch vorhandenen Stufen
und das starke Zurücktreten oder meist völlige Fehlen sandigen Ver-
witterungsmaterials in den dortigen Keupersedimenten weist darauf
hin, daß vom Festland her nur geringe Mengen Gesteinsschutt gegen
Nordwesten transportiert wurden. Es kann somit aus petrographi-
schen Gründen zur mittleren Keuperzeit südlich von den eben be-
schriebenen Gegenden kein höheres Bergland existiert haben,
so daß weder größere Flüsse sich bilden konnten, noch — wegen
zu geringer Erhebung des Festlandes über das Meeresniveau — eine
nennenswerte Abschwemmung klastischen Materials stattfinden konnte.
Wenn trotzdem bis kopfgroße Dolomitgerölle in den den Stuben-
sandstein vertretenden Dolomitbänken des Aargaus sich eingelagert
finden, so läßt das nur den Schluß auf Landnähe und damit auf die
Möglichkeit zeitweilig rasch fließenden Wassers zu, das gröberes
Material transportieren konnte. Die Gerölle des Stubensandsteins
liegen dort zudem — bei Baden ist dies einwandfrei beobachtet -—
an der Basis des Stubensandsteins direkt auf Hauptsteinmergel, also
nahe der Grenzlinie, in die ein Hiatus, also eine Zeit fällt, in der
das Land nach Norden etwa bis an die südbadisch-schweizerische
Grenze über das Meeresniveau sich erhoben hatte.
Dieses Flachland, das ich im Gegensatz zu der gewaltigen
Erhebung des Vindelizischen Gebirges als Präalpines Festland
bezeichnen möchte, hat sich in der Schweiz noch weit nach Süd-
westen erstreckt. KıLIAanN hat die durch dieses ehemalige Festland
hervorgerufenen Faziesdifferenzen zwischen den südlich und den
nördlich gelegenen Trias- und Juraablagerungen bis gegen Grenoble
hin verfolgt *.
Östlich etwa vom heutigen Bodensee erlıob sich zur mittleren
Keuperzeit das Vindelizische Gebirge zu größerer Höhe und gewal-
tiger Ausdehnung. Etwa südöstlich Augsburg mag es seine be-
! Lang, Geol. und pal. Abh. 1910.
? Tornauist, 1905. a. a. 0. S. 498.