Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 67, 1911)

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mittleren Keupers gegen Süden muß man annehmen, daß, wenn 
diese Abnahme sich weiter fortsetzt, in südlicher Richtung Land 
sich ausbreitete. Aus dem Auskeilen mancher Stufen zwischen den 
in Südbaden und in der Nordschweiz auftretenden Ablagerungen des 
mittleren Keupers! kann man schließen, daß dort zu den Zeiten, 
für die ein Hiatus in jenen Gebieten anzunehmen ist, die zuletzt 
vorher abgelagerte Stufe als Festland über den Meeresspiegel sich 
erhob. Die geringe Mächtigkeit der dort noch vorhandenen Stufen 
und das starke Zurücktreten oder meist völlige Fehlen sandigen Ver- 
witterungsmaterials in den dortigen Keupersedimenten weist darauf 
hin, daß vom Festland her nur geringe Mengen Gesteinsschutt gegen 
Nordwesten transportiert wurden. Es kann somit aus petrographi- 
schen Gründen zur mittleren Keuperzeit südlich von den eben be- 
schriebenen Gegenden kein höheres Bergland existiert haben, 
so daß weder größere Flüsse sich bilden konnten, noch — wegen 
zu geringer Erhebung des Festlandes über das Meeresniveau — eine 
nennenswerte Abschwemmung klastischen Materials stattfinden konnte. 
Wenn trotzdem bis kopfgroße Dolomitgerölle in den den Stuben- 
sandstein vertretenden Dolomitbänken des Aargaus sich eingelagert 
finden, so läßt das nur den Schluß auf Landnähe und damit auf die 
Möglichkeit zeitweilig rasch fließenden Wassers zu, das gröberes 
Material transportieren konnte. Die Gerölle des Stubensandsteins 
liegen dort zudem — bei Baden ist dies einwandfrei beobachtet -— 
an der Basis des Stubensandsteins direkt auf Hauptsteinmergel, also 
nahe der Grenzlinie, in die ein Hiatus, also eine Zeit fällt, in der 
das Land nach Norden etwa bis an die südbadisch-schweizerische 
Grenze über das Meeresniveau sich erhoben hatte. 
Dieses Flachland, das ich im Gegensatz zu der gewaltigen 
Erhebung des Vindelizischen Gebirges als Präalpines Festland 
bezeichnen möchte, hat sich in der Schweiz noch weit nach Süd- 
westen erstreckt. KıLIAanN hat die durch dieses ehemalige Festland 
hervorgerufenen Faziesdifferenzen zwischen den südlich und den 
nördlich gelegenen Trias- und Juraablagerungen bis gegen Grenoble 
hin verfolgt *. 
Östlich etwa vom heutigen Bodensee erlıob sich zur mittleren 
Keuperzeit das Vindelizische Gebirge zu größerer Höhe und gewal- 
tiger Ausdehnung. Etwa südöstlich Augsburg mag es seine be- 
! Lang, Geol. und pal. Abh. 1910. 
? Tornauist, 1905. a. a. 0. S. 498.
	        

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