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Bett schon viel tiefer liegt als die Filderhochebene. Wenn wir
uns die heutige Stubensandstein- und Lias-@g-Ebene von höheren
Schichten überdeckt denken, wird die Verschiebung der Wasser-
scheide unserem Verständnis näher gerückt, und je weiter wir dieses
Ringen ums Wassergebiet zeitlich zurückverlegen, um so leichter läßt
sich der verschieden starke Fortschritt der Erosion in den einzelnen
Wassergebieten erklären. Diese Verschiebung der Wasserscheide
dauert sicher bis heute noch fort, nur befindet sie sich augenblick-
lich in einem besonders langsamen Stadium, weil jetzt gerade die
widerstandsfähige Kante der Lias-a-Terrasse die Wasserscheide bildet.
Eines. Tags in ferner Zukunft wird auch der jetzige Quellbach der
Körsch (Sindelbach) vom Nesenbach abgelenkt werden und so geht
es weiter. Die Natur hat ja Zeit.
Innerhalb des Stubensandsteingebiets hat sich in jüngerer geo-
logischer Vergangenheit eine ähnliche Verschiebung der Wasserscheide
zwischen Nesenbach und Glems abgespielt. Der Bärenbach (Bern-
hardsbach), der von der Solitude durch den Bärensee und Neuen
See im Rotwildpark der Glems zufließt!, nahm sicher früher seinen
Weg durch das Tal, das jetzt der Pfaffensee ausfüllt, über den Sattel.
den der Christophsstollen durchsticht, zu den Wasserfällen. Dieser
Sattel liegt nur wenige Meter über dem Spiegel der Seen.
Diese Betrachtungen verhelfen uns zu einer Erklärung der
merkwürdigen Form des Stuttgarter Talkessels. Drei Teile des
Stuttgarter Tals lassen sich unterscheiden: 1. das diluviale Senkungs-
gebiet, das ungefähr die Altstadt und den Königl. Schloßgarten (An-
lagen) umfaßt, 2. das ziemlich enge und tiefe Nesenbachtal und
3. das breite Talbecken, das vom Vogelsangbach und den kleinen
Bächen, die von den Röckenwiesen, vom Falkert und Koppental
kommen (richtiger kamen !), durchflossen wird. Der Bequemlichkeit
des Ausdrucks halber will ich dieses Talbecken Vogelsangbecken
nennen. Es ist viel flacher als das Nesenbachtal und weniger tief
als dieses. Im Gegensatz zu den jungen Erosionsformen des Nesen-
bachtals macht das Vogelsangbecken, wenigstens soweit dieses über
den Höhenkurven 255—260 m liegt, den Eindruck hohen Alters.
Der Talboden des Vogelsangbeckens entstand in der Zeit, als der
Neckar noch im Niveau der heutigen Hochterrasse (Cannstatter
Nagelfluhe) floß. Das Nesenbachtal erscheint gegenüber dem Boden
‘ Jetzt ist die Hydrographie der Gegend durch Kunstbauten beeinflußt.
Auch die Seen sind künstlich.