Ueber die Ausbildung des Diluviums in der nord-
östlichen Bodenseelandschaft mit besonderer Berück-
sichtigung des Schussengebietes.
Von Eduard Wagner, Ravensburg,
Mit 4 Abbildungen und Tafel IV,
In seinem grundlegenden Werke über „Die Alpen im Eiszeit-
alter“ begründet Pzncx* für die Nordseite der Alpen, also auch für
unser Gebiet, die Annahme einer Periode von vier Vergletscherungen,
welche durch Interglazialzeiten voneinander getrennt waren. His-
zeiten von langer Dauer, charakterisiert durch eine so tiefe Lage
der Schneegrenze, daß sich die Vergletscherung bis über die untersten
Zungengebiete hinaus in das Alpenvorland ausdehnte, wechselten
mit lang anhaltenden Interglazialzeiten, in welchen das Eis wieder
bis in das Hochgebirge sich zurückzog, vielleicht über unsere heu-
tige Schneegrenze hinaus. In diesen Interglazialzeiten belebte sich
das verlassene Gebiet wieder mit einer Flora und Fauna, welche
bisweilen ein wärmeres Klima als das heutige vermuten lassen.
Die einzelnen Vergletscherungen wurden von PEncK in chrono-
logischer Reihenfolge Günz-, Mindel-, Riß-, Würmeiszeit genannt
nach besonders typischen Vorkommnissen im Gebiet dieser kleinen
Flüsse im nördlichen Alpenvorland.
Von den Ablagerungen der drei älteren dieser vier Eiszeiten
sind uns im Schussengebiet nur geringe Reste erhalten geblieben.
Die Ablagerungen einer früheren Vereisung und der ihr folgenden
Interglazialzeit wurden durch die vorstoßende Kraft eines späteren
Rheingletschers zerstört und aufgearbeitet. Die Hauptvorkommnisse
der drei älteren Rheingletscherablagerungen haben wir außerhalb
und oberhalb der Grenzen des jüngsten Gletschers zu suchen.
! Penck und Brückner, Die Alpen im HKiszeitalter, 11 Liefg, 1901
bis 1909,
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911.