Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 67, 1911)

XL — 
Ruhestand treten. In seinem Tuskulum in Degerloch hat er in 
dem Kreise der Seinigen noch einen sonnigen, schönen Lebensabend 
genossen und konnte sich in Ruhe seinen alten Lieblingen in der 
Pflanzenwelt widmen. Die Pflege seines schönen Gartens und die 
Beobachtungen über Pilze und Moose in den Wäldern der Umgebung 
wurden seine liebste Beschäftigung, ohne daß er deshalb die geo- 
logische Wissenschaft vergessen hätte. Wer Gelegenheit hatte, wie 
ich, öfters in dieser Zeit mit ihm zu verkehren, war erstaunt über 
das rege Interesse und das große Verständnis, das er allen neueren 
geologischen Fragen entgegenbrachte, über welche er sich als Mit- 
glied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und durch Studium 
der neueren Literatur auf dem laufenden erhielt. Bis kurz vor 
seinem Tod bewahrte er eine ungewöhnliche Frische des Geistes 
und Körpers. 
Daß ein Mann, der so sehr von den praktischen Fragen und 
Berufspflichten in Anspruch genommen war, nicht allzuviel Zeit für 
die Bearbeitung wissenschaftlicher Fragen übrig hatte und deshalb 
auch in der wissenschaftlichen Welt wenig hervortrat, ist wohl be- 
greiflich, aber wir verdanken doch einige vorzügliche und klare Be- 
obachtungen im Muschelkalkgebiet seiner Feder. Diese sind in den 
ÖÜberamtsbeschreibungen von Mergentheim, Neckarsulm, Künzelsau, 
Crailsheim und Ellwangen niedergelegt und schließen sich an die 
von Baur übernommene Kartierung der betreffenden geologischen 
Atlasblätter 1:50000 im Verein mit HıLDEnBRAND an. Am meisten 
aber zeugt von seinen ernsten geologischen Studien die große Samm- 
lung, welche er zusammenbrachte und welche er in dankenswerter 
Liberalität als Geschenk dem Naturalienkabinett übergab, wo sie 
mit der vaterländischen Sammlung vereinigt wurde. Diese Samm- 
lung umfaßte, abgesehen von Mineralien und fernerliegenden Vor- 
kommnissen, besonders schönes Material aus Braunjura Beta von 
Wasseralfingen und aus dem Hauntmuschelkalk des Unterlandes, 
speziell der Jagstfelder Umgebung. Ceratites semipartitus in seinen 
Varietäten war sein besonderer Liebling und ihm verdanken wir auch 
unsere schönsten Exemplare. 
Mit Gefühlen des Dankes für den freigebigen Spender und der 
Hochachtung für den unermüdlichen und eıfolgreichen Förderer 
unseres heimischen Bergbaues und den Freund der Wissenschaft 
scheiden wir von unserem alten Ehrenmitglied mit einem herzlichen 
Glückauf!
	        
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