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funden; da sie aber auch in der Enz bei Bietigheim lebt, ist anzu-
nehmen, daß sie auch im zwischenliegenden Neckarlauf irgendwo sitzt.
Wie das Gefäll sich als geographischer Faktor bemerkbar
macht, so erweist es sich nicht minder als gestaltende Kraft (bio-
logischer Faktor). Es drängt die Vegetation zurück, bringt das
Wasser mit der Atmosphäre in Berührung, fördert die Selbstreinigung
der Flüsse, regelt die Zusammensetzung des Untergrundes, weist den
Tieren die Wohnplätze an und nötigt sie zur Gegenwehr.
Das wandernde Gerölle wird in seiner Unzuverlässigkeit und
Gefährlichkeit von den Mollusken gemieden; es sei denn, daß der
Ancylus es vorübergehend kolonisiert. Die groben, unter normalen
Verhältnissen stationären Steinklötze der Ufer bieten Limnäen,
Bythinien und Neritinen festen Halt und in den üppig darauf wuchern-
den Algen auch Futter. Dem Sande wird in den Lehrbüchern
große Anziehungskraft für die Muscheln nachgerühmt; er besitzt sie
aber nur für die Sphärien. Am meisten bevorzugt ist der Schlamm.
Er lagert sich in den von der Strömung am wenigsten gefährdeten
Buchten und Winkeln ab, gestattet eine tiefgehende Verankerung
und bietet, im Gegensatz zum ausgewaschenen Sand, in seinen
lebenden und toten Organismen reiche Ernährungsgelegenheiten.
Die Gegenwehr der Tiere besteht in einer Vergrößerung
der Adhäsionsfläche (Sohle, Mündung, Ancylus, Neritina, Limnaea
auricularia und ampla), einer Verringerung der Angriffsfläche (Ein-
ziehen des Gewindes bei Limnäen) für die Strömung und der Aus-
bildung einer festen, widerstandsfähigen Schale, zu welcher bei den
Muscheln noch starke Schloßzähne kommen, die eine Verschiebung
der Klappen verhindern. (Die Planorben mit ihrem schmalen Fuß
sind aus den Flüssen verwiesen.) Im einzelnen führt die Gegenwehr
zur Ausbildung von sogenannten Varietäten, richtiger
Standortsformen und Mißbildungen, in den verschiedensten
Graden der Abweichung vom Typus. Sie treten am deutlichsten
bei den großen Muscheln in die Erscheinung. Ihre dicke Schale
befähigt sie zum erfolgreichen Widerstand. Bei einer gewaltsamen
Verpflanzung durch Hochwasser, wenn die Schnecken im groben
Gerölle untergehen, gelingt es ihnen am besten sich durchzuretten.
Die neuen Verhältnisse nötigen zur Anpassung, und in die Schale
prägt die Geschichte des Tieres ihre unverwischbaren Spuren. Ein
Blick auf unsere Anodonten und Unionen läßt die Abstufungen der
Bedingungen erkennen, unter welchen die Tiere gelebt haben. Die
schönste Entwicklung finden sie in den Schleusen von Pleidels-