26°
der Donau unterscheidet, welche jetzt noch die Relikte der Fauna
des pannonischen Beckens bewahrt, darf uns nicht wundern. In unserem
Heimatlande kommt der Unterschied am deutlichsten beim Unio ba-
tavus des Neckars und dem U. consentaneus der Donau zum Ausdruck;
ferner fehlen der Donau die beiden Sphärien des Neckars und der
U. tumidus. Aber wie verhält sich seine Fauna zu der des Rheins
und des Mains? Die Najaden des Oberrheins hat Haas* vor kurzem
beschrieben. Die Arbeit läßt erkennen, daß die Faunen der drei
Flüsse in den Elementen sich gleich sind, aber in der Ausprägung
voneinander abweichen. Herr Prof. Dr. W. KoszLTt, der den Anstoß
zu einer nach Flußsystemen sich richtenden Neuaufnahme und Neu-
bearbeitung der Najadenfaunen gegeben hat, schrieb mir: „Wie ich
die Unionen (des Neckars) nennen soll, weiß ich nicht. Keine davon
stimmt genau mit den Mainformen. Ich würde mich vorläufig be-
gnügen, die alten Namen beizubehalten, aber durch den Zusatz
suevicus oder niceri oder dergleichen als Neckarformen zu charakte-
risieren.“ Herr Dr. F. Haas, den ich ebenfalls um eine Begutachtung
meiner Najadenausbeute bat, spricht in seiner Antwort von Kon-
vergenzformen zu den Muscheln des Rheins. Ich frage mich
dabei, ob der ganze Unterschied in den Faunen tatsächlich im ge-
schichtlichen und geographischen Hintergrund zu suchen sei, ob
er nicht vielmehr den biologischen Verhältnissen der Gegenwart
entspringe. Ein abschließendes Urteil ist zurzeit noch nicht
möglich.
Von der Fauna des Mainzer Beckens hat sich nichts in die süd-
deutschen Flüsse gerettet, es sei denn, daß die Lartetien (Vitrellen),
deren Vorfahren in den Sprudel- und Quellkalken am Rande des ver-
schwundenen Tertiärmeeres zu suchen sind, den Neckar benutzt
haben, in ihre heutigen Refugien in den Jura- und ‚Muschelkalk-
quellen zu kommen.
Im Hinblick darauf, daß unsere Wassermollusken sämtlich
stenotherme Tiere sind, die von einem Klimawechsel wenig und erst
allmählich berührt werden, und in der Erwägung, daß die boreale
Wasserfauna sich aus viel weniger, aber weiter verbreiteten Arten
zusammensetzt als die Landfauna, können wir auch nicht erwarten,
daß wir in der Molluskenfauna des Neckars viele Veränderungen
vom Eintritt des Diluviums an wahrnehmen. Immerhin sind einige
1 Die Najadenfauna des Oberrheins vom Diluvium bis zur Jetztzeit. Inaug.-
Diss. Frankfurt a. M. 1910.