Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 67, 1911)

Lili 
karbonat zu Brauneisen zersetzt. Diese Umwandlung vollzieht sich 
nur in den der Erdoberfläche zunächstliegenden und unter der Ein- 
wirkung des Sauerstoffs der Luft stehenden Partien des Angulaten- 
horizontes, Das Brauneisen konzentriert sich in unregelmäßigen Linien 
und Bändern und verursacht die rostbraune Färbung des Gesteins, 
Der Arietenkalk wird als Schotter- und Vorlagematerial viel- 
fach verwendet. 
Die Numismalismergel (Lias /), die am Oberhof in größerer 
Ausdehnung vorkommen, könnten zur Zementfabrikation Verwertung finden. 
An mehreren Stellen der Eßlinger Umgebung tritt Löß in be- 
trächtlicher Schichtstärke auf, besonders am Westabhang des Hainbach- 
tales von Rüdern bis Obereßlingen und am Ausgang des Geiselbach- 
tales, An den beiden letztgenannten Orten findet er in großen Ziegeleieu 
Verwendung. 
Große Wichtigkeit haben in letzter Zeit die Schotterlager des 
Neckartales erlangt, da sie als Schottermaterial und besonders zu 
Betonbauten aller Art sehr begehrt sind. Im Laufe der leizten Jahre 
war ein immer mehr sich steigernder Bedarf zu decken, was die 
Gründung zahlreicher Baggerwerke dem Schienenstrang der Eisenbahn 
und dem Neckarlauf entlang zur Folge hatte. 
Die Rede endete mit dem Hinweis auf den Eßlinger Geologen 
Carl Deffner und dessen bleibenden Verdienste um die geologische 
Wissenschaft durch seine grundlegenden Arbeiten für manche Zweige 
der schwäbischen Geologie und besonders für die Tektonik, deren 
eigentlicher Begründer in Württemberg er war. Lang. 
Prof. Dr. A. Sauer: Das Radium in seiner Bedeutung für 
die Erdkruste. Von den bekannten umwälzenden Ergebnissen der 
Radiumforschungen ausgehend wies Redner zunächst darauf hin, daß 
die zahlreichen Mineralien, an denen radioaktive Eigenschaften fest- 
gestellt waren, unter ganz besonderen Verhältnissen innerhalb der Erd- 
rinde auftreten; sie sind fast ausschließlich an gewisse Eruptivgesteine 
gebunden und zwar granitische und bilden da in Gemeinschaft mit 
Feldspat, Quarz und verschiedenen Erzen Gänge. Unter diesen radio- 
aktiven Mineralien spielt zweifellos Zirkon (wahrscheinlich seine Radio- 
aktivität einer geringen Beimengung von Thorium verdankend), vielleicht 
auch Monazit eine besondere Rolle. Er findet sich nämlich als weit- 
verbreiteter mikroskopischer Übergemengteil des Granits, er fehlt keinem 
granitischen oder syenitischen Gestein. So erklärt sich nach Ansicht 
des Redners wohl auch, daß nach den Untersuchungen Strutts unter 
allen Gesteinen besonders die Granite eine verhältnismäßig hohe 
Radioaktivität aufweisen. Granitische Gesteine bilden aber vornehmlich 
das Fundament aller Sedimente und wahrscheinlich auch die erste 
Erstarrungskruste, Sie haben von Beginn an, der Zerstörung und 
Zersetzung unterliegend, ganz wesentlich das Material für alle Sediment- 
gesteine unserer Erdrinde geliefert und so gelingt es tatsächlich neben 
anderen Verwitterungs- und Aufbereitungsrückständen in allen Sedi- 
menten mehr oder weniger häufiger die Zirkone, nach Ansicht des
	        
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