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Museums entwickelt und wurde deshalb auch der Fig. 4 zugrunde
gelegt.
Die Wirbelsäule, welche natürlich beim Mixosaurus noch ihre
volle Bedeutung hatte, bleibt auch bei den jurassischen Ichthyo-
sauriern erhalten. Wir dürfen auch annehmen, daß die Rücken-
muskulatur und damit auch die Wirbelsäule selbst beim jungen Tier
im unteren Lappen der Schwanzflosse von Bedeutung war und in
Funktion stand; deshalb finden wir in diesen Stadien auch noch
eine ununterbrochene Fortsetzung der Wirbelsäule in den Schwanzteil.
Beim erwachsenen Tier jedoch mußte die Längsmuskulatur um so
stärker zurücktreten, je mehr die zweilappige Flosse gleichsam als
einheitliche Schraube den Abschluß des Körpers bildete. Der ab-
geknickte Teil des Schwanzes wurde mehr oder minder funktionslos
und im weiteren Stadium der Entwicklung dürfen wir sogar eine
Degeneration des hinteren Schwanzteiles erwarten. In der Tat be-
obachten wir bei den schönen Skeletten von Ophthalmosaurus aus
dem oberen Braunen Jura von Fletton (Tübinger Sammlung) eine
ganz unvermittelte, plötzliche Abnahme in der Größe der Schwanz-
wirbel, und zwar genau in der Region der Knickung. Noch schöner
aber können wir den Schwund der Wirbelsäule im Flossenabschnitt
bei dem oberjurassischen Zchthyosaurus trigonus var. posthumus fest-
stellen, von welchem in der Münchner Sammlung eine schöne, wohl-
erhaltene Schwanzflosse von nahezu 1 m Spannweite aus den Soln-
hofener Schiefern aufbewahrt wird‘! (Fig. 5). Bei diesem Endglied
der jJurassischen Ichthyosaurier ist die Schwanzflosse annähernd recht-
winklig zur Körperachse gestellt und konnte nun vollständig die
Funktionen einer heterocerkalen, echten Fischflosse übernehmen: Die
Flosse setzt offenbar auch scharf am Körper ab und der in den
unteren Lappen liegende Teil der Wirbelsäule tritt so sehr gegen-
über dem vorderen zurück, daß. wir deutlich daran die Spuren der
Verkümmerung erkennen.
Überblicken wir das Ganze, so erkennen wir, daß unser Stück
einen der seltenen, aber um so erfreulicheren Funde darstellt, bei
welchem Ontogenese und Phylogenese vollkommen in Ein-
klang zu bringen sind und sich gegenseitig ergänzen.
Bauer, Fr., Die Ichthyosaurier des oberen Weißen Jura. Paläonto-
yraphica, Bd. XLIV. 1898,