Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 67, 1911)

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Stadium der Äquatorialplatte eine Zweiteilung erfahren, indem sie 
sich in der Regel der Länge nach spalten. Daher haben die Tochter- 
sterne ebensoviele Chromosomen wie der Mutterstern, folglich der 
Tochterkern ebensoviele Chromosomen wie der Mutterkern. Die 
Zahl der Chromosomen bleibt also bei allen Teilungen der Körper- 
zellen dieselbe. Jedem Tier und jeder Pflanze kommt eine be- 
stimmte Zahl von Chromosomen zu, welche man die Normalzahl 
nennt und mit dem Buchstaben % bezeichnet: z. B. hat der Borsten- 
wurm Ophryotrocha puerilis 4 Chromosomen, die Maulwurfsgrille 12, 
der Wasserkäfer Hydrophilus piceus 16, der Ruderfüßer-Krebs Cyclops 
brevicornis 22, der Salamander 24, der Seeigel Strongylocentrotus 
lividus 36, die Weinbergschnecke 48. 
Es ist ferner bekannt, daß die Samenzellen (Spermatozoen) nur 
die halbe Zahl der Chromosomen enthalten (3) und daß für die 
Eizelle nach der Bildung der Richtungskörper dasselbe gilt. Wenn 
die Samenzelle in die Eizelle eindringt, so entsteht aus dem Kopf 
derselben ein Kern, der männliche Vorkern; dieser vereinigt sich 
mit dem in dem Ei liegenden Kern, dem weiblichen Vorkern, ein 
Vorgang, welchen man als die Befruchtung des Eies bezeichnet. 
Jeder dieser beiden Kerne bringt also die halbe Zahl der Chromo- 
somen mit, so daß das Individuum, welches von dieser Befruchtung 
des Eies seinen Ausgang nimmt, die halbe Zahl der Chromo- 
somen vom Vater erhält, die halbe Zahl von der Mutter. 
In vielen Fällen sind die beiden sich vereinigenden Vorkerne gleich 
in Größe und Aussehen, so daß schon der Anblick der Kerne uns 
an die Tatsache erinnert, daß der Vater in bezug auf die Vererbung 
einen ebensogroßen Einfluß hat wie die Mutter. 
Trotzdem die Samenzelle ein mikroskopisch kleines Gebilde ist 
und von der Eizelle in vielen Fällen (wie z. B. beim Vogelei) an 
Größe mehrere Tausend mal übertroffen wird, bringt sie dieselbe 
Vererbungskraft mit wie die Eizelle. Daraus geht klar hervor, daß 
diejenigen Gebilde, an welche die Vererbungskraft gebunden ist, in 
der kleinen Samenzelle sozusagen in kondensierter Form vorhanden 
sein müssen. Der Kopf der Samenzelle geht aus einem Kern hervor, 
weicher (wie gesagt) die halbe Chromosomenzahl enthält. Anfangs 
kann man in diesem Kern die einzelnen Chromosomen noch erkennen, 
dann bilden sie allmählich ein Kernnetz, worauf dann der Kernsaft 
schwindet und der Kern zu dem schmalen Kopf der Samenzelle zu- 
sammenschrumpft. Offenbar ist die Substanz der Chromosomen der
	        

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