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20 km. Damit wurde eine neue Litoralzone gebildet, welche durch
die oberschwäbische Meeresmolasse bezeichnet ist. Auf der nunmehr
seicht oder frei gewordenen Küstenzone zwischen dem oberschwäbi-
schen Molassemeer und der durch den Abbruchrand hervortretenden
Alb wurde zunächst der bereits von der ersten Transgression her-
rührende Untergrund aufgearbeitet, indem insbesondere der kohlen-
saure Kalk in Lösung abgeführt wurde, so daß reine petrefaktenleere
Sande in Form der heutigen Graupensande übrig blieben. Man wird
sie deshalb am besten als Rückzugssande des ablaufenden Meeres
bezeichnen. Die Auslaugung beschränkte sich aber nicht nur auf
die Muschelsandsteine, sondern ergriff auch den Untergrund und
dementsprechend sehen wir die älteren Süßwasserkalke in dieser
Zone teils vollständig abgewaschen wie im Donautal bei Rammingen
und Langenau, teils auf wenige Meter reduziert, wie bei Einsingen
und Grimmelfingen. Erst da, wo die untere Süßwassermolasse mehr
tonigen Charakter annimmt, konnte sie in größerer Mächtigkeit !
erhalten bleiben, wie in den vom heutigen Albrand weiter entfernten
Gebieten. In der Uferzone kam es aber außerdem zu Neubildungen
von brackischem Charakter, die teils durch Einschwemmungen vom
Land her, teils durch die Strömungen und Fluten des benachbarten
Meeres abgesetzt wurden. So entstanden die brackischen Bildungen
der Kirchbergschichten, welche aber natürlich niemals die 50—100 m
hohe Barriere der Abbruchlinie überschreiten konnten (vergl. das
Profil 2 in Fig. 3).
Obgleich ich damit im wesentlichen mit dem Gang .der Ent-
wicklung auf unseren ursprünglichen Profilen fertig bin, so möchte
ich doch den Gedanken etwas weiter fortsetzen, um den Anschluß
an die Jetztzeit zu erreichen. Wir ersehen aus den Ablagerungen,
daß während des Mittelmiocäns das Molassemeer sich immer mehr
zurückzog und an Stelle der marinen Gebilde treten nun wiederum
Süßwasserbildungen in ganz ähnlicher Weise wie vor der Trans-
gression, und analog der unteren Süßwassermolasse finden wir nun
eine obere Süßwassermolasse entwickelt, welche am Albrand vor-
wiegend kalkigen, in Oberschwaben vorwiegend mergeligen Charakter
trägt. In unserem Gebiete hat diese Bildung die durch die Abbruch-
linie bedingte Barriere niemals überschritten, wenigstens sind bis
jetzt noch nirgends obere Süßwasserkalke über dem Muschelsand-
stein der Albzone bekannt geworden. Wohl aber legt sich der obere
4 Die größere Mächtigkeit dieser erklärt sich vielleicht gerade durch die
Abwaschung (Tonrückstände) jener.