Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 67, 1911)

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bringen, denn es kommt auch vor, daß ein Tier in einer Gegend in 
seiner Färbung sehr konstant und in einer anderen sehr veränderlich 
sein kann. So spricht z. B. Kraus (Diese Jahresh. 1858, S. 53) 
davon, daß er eine bläulichgraue Abänderung des Maulwurfes nur in 
der Umgebung von Hohenheim gesehen habe. LEYDIG findet bei Tübingen 
lichtgraue, weiße oder hellgelbliche Individuen äußerst selten, während 
er bei Würzburg alljährlich gelbweise erhalten habe. Und LAMPERT 
erwähnt in der Oberamtsbeschreibung von Reutlingen, daß nach SCHÜBLER 
in Eisenbachs Geschichte der Universität Tübingen, die dortigen Edel- 
marder, vorzüglich die des Schönbuchs, gewöhnlich nur eine weißliche, 
schwach gelblich gefärbte Kehle besitzen. Um nun noch ein Beispiel aus 
meiner eigenen Praxis hinzuzufügen, möchte ich die Hasen erwähnen. Ich 
habe einmal, um die Konstanz der von mir angegebenen Fellcharaktere * 
zu prüfen, hier in der Kgl. Wildabgabestelle mehrere hundert 
Hasen untersucht, die alle aus der Umgebung Stuttgarts stammten. 
Und ich habe bei allen eine große Übereinstimmung der Färbung ge- 
funden, höchstens, daß einige einen weißen Fleck auf der Stirn hatten, 
andere nicht. Das letztere ist aber nur ein Jugendmerkmal, das wohl 
gelegentlich einmal etwas länger bestehen bleibt, einen eigentlichen 
Unterschied bedingt es nicht. Im Gegensatz nun zu dieser großen 
Konformität der Hasen unserer Gegend scheinen sie in anderen Gegen- 
den zu variieren. So kommt auf der Alb z. B. ab und zu eine weiß- 
lich graue Varietät vor, wovon unsere Sammlung mehrere Exemplare 
besitzt. 
Die Igel pflegen bei uns sehr gleichförmig zu sein, die hellen 
Stachelringe hellbräunlich und die weichen Haare schmutzig-sandbraun. 
Bei Berlin nun fand ich außer dem gewöhnlichen den unserigen gleichen- 
den Igel, eine Form, bei der die hellen Stachelringe und die Bauch- 
haare weiß waren und das Gesicht in der Augengegend jederseits einen 
weißen Zügelstreifen aufwies. Zwischen diesen und den braunen Formen 
gibt es alle Übergänge. Auch hat die Farbe mit Alter und Geschlecht 
nichts zu tun, da ich von beiden sowohl Männchen wie Weibchen als 
auch alle Altersstufen gesehen habe. Hier tritt nun die Frage auf: 
variiert bei Berlin der Igel so stark, während er dies bei uns nicht 
tut, oder stoßen dort die Grenzen zweier Subspezies zusammen, von 
denen die eine mehr den Norden und Osten, die andere mehr den 
Süden und Westen bewohnt? 
Denn daran müssen wir festhalten trotz allen Sträubens, das 
sich namentlich bei den Zoologen der älteren Generation aus begreif- 
lichen Gründen findet: eine weitverbreitete Art zerfällt in 
geographisch gesonderte Unterarten. Und wo man eine 
solche zu untersuchen hat, wird einem dies stets bestätigt. So bekam 
ich kürzlich von dem Museum in Helsingfors Exemplare von Mus syl- 
vaticus zur Bestimmung, also gewiß eine häufige und wie man meinen 
sollte, gut bekannte Form, eine Form, die auch schon Gegenstand einer 
eingehenden Untersuchung gewesen ist, durch den englischen Zoologen 
M. Hilzheimer, Die Hasenarten Europas. Diese Jahresh. 1908, 
Jahreshefte dad. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1911.
	        

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