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großer Zahl vorkommenden Sinneshaare genügt, um den Tieren das
Fliegen unmöglich zu machen, während, wie schon längst bekannt,
Tiere mit verschlossenen Augen aber intakter Flughaut vortrefflich fliegen
und Hindernisse geschickt vermeiden. (Die erhaltenen Ergebnisse sollen
durch weitere Versuche vervollständigt und dann ausführlich mitgeteilt
werden.) Blochmann.
Zum Schluß sprach Dr. H. Jordan über die Wirkungsweise
der Mundwerkzeuge bei Seidenraupen.
Redner ging dabei von der Frage aus: wie können die Oberkiefer
der Raupen kleine Blattstückchen vom Blattrande abtrennen, da sie
nicht imstande sind die Substanz des Blattes zu zerschneiden. Die
Oberkiefer packen das Stück Blattrand und durch Zurückziehen des
ganzen Kopfes wird das gepackte Stück abgerissen. An sich würde
das nicht zum Ziele führen, das ganze Blatt würde dem Zuge des
Raupenkopfes folgen. Allein der Blattrand, an dem die Raupe frißt,
wird durch Ober- und Unterlippe in seiner ursprünglichen Lage fest-
gehalten, und zwar auf folgende Weise: Kopf mit Oberkiefer einer-
seits, die beiden Lippen andererseits arbeiten in genau entgegengesetzter
Richtung; zieht sich der Kopf zurück, so strecken sich die Lippen vor.
So kommt es, daß trotz der weidenden Auf- und Abbewegung des
Kopfes beide Lippenenden auf dem Blattrande aufgedrückt bleiben, Sie
verändern zwar ihre Lage relativ zum Kopf, aber nicht relativ zum
Blattrande. Sie verhindern, daß das Blatt dem Zug der Mandibeln folgt,
und so wird das von den Mandibeln eingeklemmte Stück abgerissen.
Die Oberlippe hat in der Mitte eine Einkerbung, welche in den Blatt-
rand läuft. Rechts und links von der Unterlippe stehen die Unterkiefer,
welche das Abgleiten des Blattes von der Unterlippe verhindern. So
läuft also der Blattrand, während der Kopf Schritt um Schritt in Halb-
kreisen an ihm abweidet, in sicherer Führung, wie in einer Nute, und
trotz der Schnelligkeit des Vorgangs werden die Mandibeln doch stets
den Blattrand richtig fassen. Jordan.
Nach Schluß der Sitzung wurden die Sammlungen des mineralogisch-
geologischen und des zoologischen Instituts, darauf das Kinematographen-
theater besucht, in dem u. a. die Bewegung der Speisen im Magen
nach Röntgenaufnahmen vorgeführt wurden. Später vereinigte ein ge-
meinsames, in der angeregtesten Weise verlaufendes Essen eine große
Zahl der Teilnehmer im Museum.