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3. Die forma elongatissima ist in den tieferen Gebieten
Mittelwürttembergs eine Seltenheit, da sie noch nicht den 20. Teil
der Individuenzahl ausmacht. In den höheren Regionen von Schwarz-
wald und oberster Donau dagegen bildet sie fast ein Viertel der
Individuenmenge.
Wem die hier angegebenen Individuenzahlen gering erscheinen
sollten, der sei daran erinnert, daß alle aus andern Ländern vor-
liegenden Individuenreihen. des Tachypodoiulus albipes ähnliche
Zusammenhänge ergeben haben und daß alle Serien zusammen be-
reits über Hunderte von Individuen Auskunft geben. Im übrigen
ist zu bedenken, daß das Sammeln von Diplopoden ein mühevolles
ist und daß nur sehr selten solche Individuenmengen angetroffen
werden wie bei vielen Insekten, Crustaceen oder Mollusken.
Daß zwischen den Individuen der forma typica und forma
elongata statistisch eine gewisse Kluft besteht, habe ich schon
1900 in No. 605 des Zoolog. Anzeigers in dem Aufsatz „Über Doppel-
männchen“ dargelegt auf Grund der rheinpreußischen Individuen.
Bei den Tieren aus Württemberg kommt aber diese Kluft deutlicher
zum Ausdruck und die obige gemeinsame Übersicht zeigt das darin,
daß ein Männchen mit 75 Beinpaaren in den tieferen Gebieten nur
einmal, in den höheren aber überhaupt nicht gefunden wurde.
Wichtiger als dies ist jedoch der Umstand, daß in Württem-
berg, soweit die forma elongata in Betracht kommt, alle Schalt-
männchen 79 und 81 Beinpaare aufweisen, während ich aus Rhein-
preußen solche mit 73, 75, 77, 79 und 81 Beinpaaren erwiesen habe,
wobei 77 Beinpaare die häufigste Zahl vorstellen. Da sich nun
meine rheinpreußischen Befunde auf die warmen Gebiete des Sieben-
gebirges und der Oberkasseler Steinbrüche beziehen, also in Höhen
von etwa 100 bis höchstens 330 m, meistens aber zwischen 100 und
200 m Höhe liegen, so darf der Schluß gezogen werden, daß die
durchschnittlich höhere Beinpaarzahl der Schaltmännchen
Württembergs im Vergleich mit denen der Schalt-
männchen der warmen Plätze bei Bonn und im Sieben-
gebirge auf die höhere Lage, die größere Feuchtigkeit
und geringere Wärme zurückgeführt werden kann, wo-
bei die länger anhaltende Feuchtigkeit eine bessere
Ernährung gewährleistet.
Diese Beziehungen zwischen Segmentation und Klima gelten
für ganz bestimmte Diplopoden-Arten, haben jedoch durchaus
keine allgemeine Gültigkeit, zumal die „historische“ Vergangenheit