Rohhumus- und Bleicherdebildung im Schwarzwald
und in den Tropen},
Von Richard Lang.
Das Vorkommen von Rohhumus und Bleicherde ist aus weiten
Gebieten der gemäßigten und kalten Zonen der Erde bekannt. So
ist auch im Schwarzwald der Rohhumus stark verbreitet,
wie die Hochmoore mit ihren Anhäufungen von saurem Humus
oder die denselben gelöst enthaltenden dunklen Karseen oder auch
die gleichfalls von gelöstem Rohhumus kaffeebraun gefärbten Bäche
bezeugen, die als sogenannte Schwarzwässer allen Rohhumus-
gebieten entfließen. Auf das Vorhandensein von Rohhumus weist
auch das Vorkommen von Bleicherde oder Bleichsand,
welcher der den Boden färbenden Eisen- und Manganverbindungen
mehr oder weniger vollständig beraubt ist und infolge seiner fahlen
Farbe diese Bezeichnung erhalten hat, wie auch das Auftreten
von Ortstein hin, der, unter dem Bleichsand in geringer Tiefe
unter der Erdoberfläche liegend, eine Verfestigung von Sand durch
die dem darüberliegenden Bleichsand entzogenen und hier zusammen
mit Humussubstanzen wieder abgelagerten Mineralstoffe darstellt
und welcher bei stärkerer Ausbildung das Wachstum der Bäume hindern
und damit den Waldbau schädigen kann.
Der Rohhumus, auch saurer oder adsorptiv ungesättigter
Humus genannt, wird dem milden oder neufralen oder adsorptiv
gesättigten Humus gegenübergestellt. Durch eine einfache Unter-
suchung kann der Gegensatz zwischen den beiden Humusarten
gezeigt werden. Während der milde Humus auf Lackmus im all-
gemeinen keine Farbänderung hervorruft, färbt feuchter Rohhumus,
wie auch insbesondere das durch gelösten Rohhumus dunkel gefärbte
Wasser. blauen Lackmus rot als Zeichen saurer Reaktion.
Auf Grund dieser und anderer Tatsachen nahm man bis in die
jüngste Zeit hinein an, daß gewisse Humussäuren existieren,
die im milden Humus durch gewisse Basen „neutralisiert“, im Roh-
1 Vortrag gehalten auf der Vers. d. Schwarzwälder Zweigvereins f, vaterl.
Naturkunde in Württemberg zu Rottweil am 24. V. 1914,