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humus dagegen als „freie“ Humussäuren vorhanden seien. Dieser
Auffassung entsprechen die Ausdrücke: neutraler Humus, saurer
Humus. Man glaubte zu beobachten, daß Humussäuren von ver-
schiedenen Eigenschaften existieren, daher die Namen: Ulminsäure,
Huminsäure, Quellsäure, Quellsatzsäure, (Krensäure, Apokrensäure).
Dieser Auffassung trat vAN BEMMELEN entgegen, indem er die
„Humussäuren“ ihres Säurecharakters entkleidete und sie als
Kolloidkörper ansprach, und besonders BAUMANN hat diese An-
schauung weiter ausgebaut. Für diese Erkenntnis war von großer
Wichtigkeit, daß die sogenannten Humussäuren Quellungserscheinungen
zeigen, derart, daß geringe Mengen von Humusstoffen relativ mehr
Wasser in sich aufnehmen als große Humusmengen bei gleicher
Wassermenge und daß alle chemischen Vorgänge bei Humusstoffen
von der Konzentration der Lösungen abhängig sind und nicht nach
stöchiometrischen Gesetzen, sondern nach den Gesetzen der Ober-
flächenwirkungen sich vollziehen, wie dies für Kolloide charakteristisch
ist. Auch die Einwirkung von Rohhumus auf Lackmus läßt sich
als Kolloidwirkung deuten. Die Aumusstoffe vermögen als charakte-
ristische Kolloide Mineralstoffe gierig in sich aufzunehmen, adsorptiv
zu binden, wie bei ihnen auch ein Austausch verschiedener Sub-
stanzen, insbesondere von Basen, stattfinden kann. Diese Fähig-
keiten sind bei Humusstoffen, die von verschiedenen Pflanzen stammen,
verschieden, und darauf ist es zurückzuführen, daß man früher ver-
schiedene Humussäuren annehmen zu müssen glaubte. Wenn die
Humusstoffe eine gewisse Menge von Mineralstoffen in sich auf-
genommen haben, so daß sie neutral reagieren, so sind sie adsorptiv
gesättigt und es resultiert der milde Humus. Sind aber in den
Wässern, mit denen die Humussubstanzen in Berührung kommen,
relativ nur sehr geringe Mengen von gelösten Mineralstoffen ent-
halten, so vermögen sich die Humusstoffe adsorptiv nicht zu sättigen
und es entsteht Rohhumus.
Der gesättigte Humus ist in Wasser unlöslich. Der
Rohhumus dagegen bildet Gele und schwache Lösungen,
Humussole, welche das Wasser dunkel färben. Derartige Roh-
humuswässer oder, wie man sie gemeinhin nennt, Schwarzwässer
vermögen neben den ein- und zweiwertigen Elementen ins-
besondere die Eisen- und Manganverbindungen kolloid
zu lösen und wegzuführen. Aus diesem Grunde wird Erden
und Sanden, die von Schwarzwässern überflossen werden, der färbende
Eisen- und Mangananteil entzogen und es bilden sich dann die