Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 71, 1915)

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regeln, in gewaltigen Massen wirkend, das Antlitz der Erde, sie 
regeln auch das Leben eines jeden Geschöpfes, das die Erde hervor- 
bringt. Und beim Aufbau und beim Abbau unterstützen die anor- 
ganischen Salze die sogenannten Enzyme. 
Über das Wesen der in diese große Klasse gehörigen Ver- 
bindungen sind wir trotz außerordentlich vieler Versuche nur erst 
sehr mangelhaft unterrichtet. Wir wissen nur, daß sie in der Kom- 
pliziertheit ihrer Zusammensetzung weit über dem Eiweiß stehen 
und daß die Größe ihres Moleküls Eigenschaften bedingt, die die 
Enzyme der lebenden Substanz nahestellen. Denn wenn wir sie 
auch durch „Gifte“ oft nicht schädigen können, so töten wir sie 
doch durch Erhöhung der Temperatur, denn wir beobachten, daß 
die von ihnen ausgehende spezifische Wirkung alsdann ausbleibt. 
Und. nur an ihrer Wirkung erkennen wir sie, d. h. wir schließen aus 
einer bestimmten Wirkung auf das Vorhandensein eines bestimmten 
Enzyms. Und nun sehen wir beim Eiweiß abbauenden Enzym des 
Gerstenkorns, daß diese Wirkung durch Kalksalze begünstigt wird, 
und begreifen, warum eine mit kalkhaltigem Wasser angesetzte Gerste 
ein an Spaltungsprodukten des Eiweiß reiches Bier liefern kann. 
Da wir aber über die chemische Zusammensetzung der meisten 
Enzyme noch wenig unterrichtet sind, kann natürlich über das Ent- 
stehen dieser so wichtigen Körper noch gar nichts ausgesagt werden. 
Während nun in den Pflanzen die Hydrolyse und der durch die 
Atmung bedingte oxydative Abbau der organischen Substanz jeden- 
falls der Menge nach hinter den chemisch entgegengesetzten Vor- 
gängen des Aufbaus zurücktreten, haben wir im Organismus der 
Tiere eine Umkehrung der Verhältnisse zu konstatieren. Hier über- 
wiegt also der Abbau wieder unter Mitwirkung von Wasser und 
Sauerstoff, vermittelt durch Enzyme. Aber ein grundsätzlicher Gegen- 
satz ist es nicht. Auch das Tier baut. die Substanz seines Leibes 
auf, und zwar aus den Bausteinen, in die seine Nahrung in seinen 
der Verdauung dienenden Organen zerfallen ist. Ein Teil der Nah- 
rung aber und beständig ein Teil der Leibessubstanz wird vollständig 
abgebaut und dient zur Bestreitung der zum Leben nötigen Energie, 
und so entstehen wieder einfachst gebaute Körper, die von den 
Pflanzen wieder verwertet werden können. Der Kreislauf des Stoffes 
hat ‘sich vollzogen. Bei den Tieren mit rotem Blut wird der oxy- 
dative Abbau der Leibessubstanz vermittelt. durch einen wohlbekannten 
Stoff, den man sogar krystallisiert erhalten kann, und der wohl aus 
diesem Grunde niemals den Enzymen zugerechnet. worden ist. obwohl
	        
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