Abnormitäten, Varietäten und Bastarde unserer
Ophrydeen.
Von Adolf Mayer in Tübingen,
(Mit Tafel IV.)
Seit dem Erscheinen meiner Abhandlung über „Die Orechi-
deenstandorte in Württemberg und Hohenzol-
lern“? sind mir aus vielen Gegenden dieses Gebiets Zusendungen von
Orchideen geworden, so daß sie mir, zusammen mit meinen eigenen
Funden, heute schon gestatten einen ersten Nachtrag folgen zu lassen,
und zwar bezüglich der Ophrys-Arten. ;
Ophrys avifera Hunson.
Nach der schönen Arbeit des Herrn Univ.-Prof. Dr. NAEGELI-
Tübingen „Über Züricher Ophrys-Arten“? gewinnt man. den Eindruck,
daß sich zurzeit die Auflösung dieser Art in eine Reihe Unterarten voll-
zieht. Es lassen sich die Varfetäten der Art apifera nach folgenden
Merkmalen in Unterformen zusammenfassen: Verschiedenheit
der Blütenfarbe ‚der Lippe, Ausbildung der
Lippenform und deren Seitenlappen, Verlänge-
rung der schmalen inneren Perigonblätter, Um-
wandlung der inneren Perigonblätter zu Blumen-
blättern, Flachwerden der Lippe und Fehlen des
zurückgeschlagenen Lappens, sowie Fehlen der
normalen H-Zeichnung der Lippe. Manchmal finden
sich mehrere dieser Umänderungen gleichzeitig bei einer Form, ja sogar
bei den Blüten der gleichen Pflanze vor. Ich verweise auf die hier zugleich
erscheinende Arbeit des Herrn Prof. Dr. NAEGEL1 über seine diesbezüg-
lichen Beobachtungen bei Ophrys apifera HvunDson in Württemberg.
Ophrys myodes (L.) JAcqg. = 0. muscifera HuDsoN.
Es finden sich bei uns die Unterformen — var. bombifera DE BRE-
318SON mit größerer Lippe, kreisrundem Mittellappen und eckigem Aus-
schnitte. var. aniculata M. SchHUuLZE mit einem Zähnchen zwischen den
%
Diese Jahresh. 69. Jahrg. 1913. S. 357—402. .
Berichte der Schweiz. Bot. Gesellsch. Heft XXI. Jahrg. 1912, SS. 171—188.