Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 72, 1916)

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und gefährlichste auf dem Weizen, sondern sie tritt auch viel früher auf 
als der Schwarz- und Braunrost, ist also durch diese beiden in,der Aus- 
breitung nicht behindert, auch nicht von einem Zwischenwirt abhängig. 
Es wurden 304 Weizensorten untersucht. Darunter ist nur das 
Einkorn, und zwar Sommer- und Winterfrucht, die einzige, die im 
Laufe von 10 Jahren niemals‘ vom Gelbrost auch nur in Spuren be- 
fallen wurde. Das stimmt mit anderen Beobachtungen und spricht für 
die geringe Verwandtschaft von Einkorn und den eigentlichen Weizen. 
Als sehr wenig gelbrostempfänglich kann eine Gruppe bezeichnet werden, 
die nur eine verhältnismäßige Durchschnittszahl unter 830 erreicht: es 
sind 37 Sorten, darunter nur 6 gemeine Winterweizen, 3 Winterdinkel, 
2 gem. Sommerweizen, 5 Sommer-Zwergweizen, 1 Sommerdinkel. Ihnen 
steht gegensätzlich‘ eine Gruppe von 20 sehr stark anfälligen Sorten 
mit verhältnismäßigen Durchschnittszahlen von mehr als 200 gegenüber 
mit den Höchstziffern von 372 (Michigan Bronze) bei den Winter- 
früchten und von 494 (Bagari bugdai) bei den Sommerfrüchten. 
Solche Zahlen sprechen für sich. und beweisen die verschiedene 
Disposition der Sorten. Diese tritt bei den Extremen auch in den 
einzelnen Jahrgängen hervor; z. B. schwankte die widerstandsfähigste 
Sorte Winterweizen Heines Rivets Bearded in 8 Jahren nur zwischen 
einem Befall von 0 und 5% 0; die anfälligste Michigan Bronze dagegen 
in 10 Jahren zwischen 40 und 90°o. Aber bei den Sorten von mittlerer 
Anfälligkeit, und dazu gehören die allermeisten, treten in den einzelnen 
Jahrgängen Verschiedenheiten von 0 bis gegen 50 °/, im Befall auf. Ein 
deutlicher Hinweis darauf, wie die Disposition der Sorten durch äußere 
Einflüsse (Wetter) verändert werden kann, und ein Beweis, zu welchen 
Fehlschlüssen Beobachtungen eines einzigen Jahrganges führen müssen. 
Ähnlich liegen die Verhältnisse für andere Getreidearten als die 
Weizen und für andere Getreideroste als den Gelbrost; doch scheint 
da die Disposition der Sorten weniger scharf ausgesprochen zu sein. 
Auch bezüglich des Getreidemehltaues haben genaue Beobachtungen 
ebenfalls einen verschiedenen Grad der Disposition bei den Sorten 
ergeben. Dieser hat mit der ‚natürlichen Verwandtschaft der Sorten 
nichts zu tun, sondern ist nur Sorteneigentümlichkeit. 
Die praktische Verwertbarkeit solcher Untersuchungen für den 
Anbau und die Züchtung von widerstandsfähigen Sorten hängt natürlich 
davon ab, ob auf eine genügende Konstanz dieser Sorteneigenschaften 
gerechnet werden kann, d. h. ob der. Grad der Widerstandsfähigkeit 
auf erblichen Anlagen beruht. Die Erfahrungen der Praxis haben dazu 
geführt, diese Frage zu bejahen, aber in: wissenschaftlicher Weise fest- 
gestellt ist die Erblichkeit der verschiedenen Disposition erst seit kurzer 
Zeit und für einige wenige Fälle. Diese betreffen aber vorzugsweise 
gerade die Getreiderostkrankheiten und besonders den Gelbrost. ‘ Sie 
rühren von Nilssohn-Ehle, Biffen und Pole-Evans her und sind erst im 
Laufe der letzten 9 Jahre veröffentlicht worden, 
Biffen hatte einige Weizensorten als sehr widerstandsfähig, einige 
andere als höchst anfällig für Gelbrost kennen gelernt. Er kreuzte je 
eine immune und eine anfällige Sorte miteinander und erhielt eine
	        

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