Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 72, 1916)

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durch besonders rasch verlaufende Keimung auszeichnen, zugleich sehr 
widerstandsfähig seien („physiol. Immunität“); denn sie machen das kri- 
tische Entwicklungsstadium, in dem eine Infektion möglich ist, schneller 
durch. Verschiedene Beobachtungen schienen diese Ansicht zu stützen; 
ich habe sie aber als unzutreffend nachweisen können. 
Die Getreideroste können ihre Nährpflanzen während der ganzen 
Vegetationsdauer befallen. Hier hat man nun die verschiedene Dis- 
position der Sorten früher mit besonderer Vorliebe in Struktureigen- 
tümlichkeiten gesucht: Dicke der Epidermis-Außenwände, Zähigkeit der 
Blätter, Anzahl und Größe der Spaltöffnungen, Haarbekleidung, Wachs- 
äberzug der Oberhaut u. a. Nichts davon hat sich als richtig‘ er- 
weisen lassen; vielmehr ‚ist Biffen zu der Überzeugung gekommen, daß 
die Rostimmunität unabhängig von irgend einem morphologischen Merk- 
mal sei, und Nilsson-Ehle meint, daß die Faktoren, welche die Rost- 
tesistenz bestimmen, wohl in erster Linie in dem Zellinhalt zu suchen 
seien, Dies Jeitet uns hinüber zur Besprechung dessen, was in letzter 
Zeit über die Beeinflussung der Disposition durch die chemische 
Beschaffenheit des Zellinhaltes bekannt geworden ist. Nur Einzelnes. 
Schon 1904 veröffentlichte Massee Untersuchungen über den 
Einfluß wichtiger und verbreiteter Stoffe des Zellinhaltes auf das Ge- 
lingen oder Fehlschlagen einer Pilzinfektion. Obwohl verschiedene 
Pilzarten begreiflicherweise sich verschieden verhalten, ließ sich doch 
feststellen, daß z, B. Saccharose gewissermaßen anziehend auf die Keim- 
schläuche von parasitischen Pilzen einwirkt, daß dagegen Säuren, wie 
z. B. Apfelsäure, und auch Enzyme vor Pilzangriffen schützen, indem 
sie abstoßend oder giftig wirken. Diese Ergebnisse wurden u. a. durch 
Averna-Sacca bestätigt (1910). Er zeigte, daß Blätter von Reben- 
sorten, die für Mehltau und Blattfallkrankheit unempfänglich sind, in 
ihrer Trockensubstanz einen Säuregehalt von 4,3—10,3 % aufweisen, 
anfällige Sorten nur 0,5—2,6 %. Die Blätter von 2 Haselnuß-Sorten, 
deren Trockensubstanz 5,30 und 4,28 % Säure enthielten, waren für 
Mehltau und Phytoptus-Befall anfälliger als die einer anderen Sorte 
mit 8,90 % Säure. 
Eingehender wird die Abhängigkeit der Widerstandsfähigkeit von 
der chemischen Beschaffenheit behandelt durch Cook und Tauben- 
haus (1911, 1912). Sie prüften die Schutzwirkung, die verschiedene 
organische Säuren gegenüber einigen parasitischen Pilzen ausübten. 
Am meisten wirkte Gerbsäure, am wenigsten Zitronensäure giftig auf 
die Pilze; bei den meisten Parasiten wurde durch Zusatz von 1—6% 
Gerbsäure zu einem sonst geeigneten Nährboden das Wachstum der 
Pilze gehemmt. Bei der Schutzwirkung spielen auch andere Inhalts- 
bestandteile der Zelle, wie namentlich oxydierende Enzyme, eine wichtige 
Rolle. Mit. besonderer Bezugnahme auf die Rostkrankheiten der Ge- 
treide begründete Comes (1913) seine Anschauung, daß das Mittel 
zur Resistenz in der Acidität der Zellsäfte zu suchen sei; er führt an, 
daß die Gewebe einer in hohem Grade rostfesten Weizensorte (Rieti- 
Weizen) saurer sind als die‘ von andern unter denselben Bedingungen 
kultivierten Sorten.
	        
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