Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 72, 1916)

— XLIV 
gesellschaft. In Aussicht stehe‘ die Stiftung einer Sammlung von 12 000 
Käfern und zwei Sammlungen von Vogeleiern und Wasservögeln. Redner 
hofft, das allgemeine Interesse werde sich dem Museum zuwenden. 
Gymnasialrektor Dr. Nestle begrüßte dann ebenfalls die Ver- 
sammlung und betonte, auch das Gymnasium freue sich der Gründung 
des Museums. Humanismus und Naturwissenschaften ständen in keinem 
Gegensatz. Für beides wolle das.Gymnasium das Verständnis erschließen, 
und die Bilder von Melancehthon und Schiller einerseits und Kepler und 
Robert Mayer andererseits im Festsaal weisen darauf hin, daß beides 
gepflegt werde. Die neugegründete Sammlung gebe die Mittel an die 
Hand, die Schüler in die Naturwissenschaften einzuführen. 
An Stelle des verhinderten Oberbürgermeisters begrüßte Gemeinde- 
rat Rosengart die Versammlung namens der Stadt. Die Stadt habe 
bei der Gründung des Museums gerne mitgewirkt und werde auch 
künftighin die Sache fördern. 
Professor Dr. Sauer überbrachte als Vorstand des Hauptvereins 
dessen Glückwünsche und sprach sodann über die Bedeutung der 
Salzlagerstätten Deutschlands im Weltkriege: Die Gegend 
von Heilbronn sei ein klassischer Boden für geologische Erkenntnis und 
deren Nutzanwendung im praktischen Leben. Wenn man von Salz 
spreche, müsse man des großen Hallurgen v. Alberti gedenken, unter 
dessen Leitung das erste Bohrloch auf Salz in Friedrichshall getrieben 
worden sei uhd der mit größtem Scharfsinn die germanische Trias er- 
klärt und die Schlußfolgerungen daraus gezogen habe. Die Salzlager 
Deutschlands seien teils zur Zeit der Dyas, teils während der Triaszeit 
entstanden. Während beider Perioden seien die Bedingungen für die 
Bildung von Salzlagern vorhanden gewesen, Ihre größte Mächtigkeit 
erreichten diese im Zechstein. Bis über 300 Meter Dicke schwellen 
sie hier an, so daß unsere württ. Muschelkalksalzlager sich sehr be- 
scheiden daneben ausnehmen. Die horizontale Verbreitung der deutschen 
Salzlager im Zechstein reiche von der Holsteinischen Küste bis zur 
Wetterau und von der Weser bis nach Polen hinein. 
Die Bedingungen für die Bildung von Salzlagern waren zur Zech- 
steinzeit weit günstiger als zur Muschelkalkzeit; in jener wurde sie 
nicht gestört und deswegen schieden sich zum Schluß die großen Kali- 
salzlager aus, während in der Muschelkalkperiode die Bildung dadurch 
unterbrochen wurde, daß vom Muschelkalkmeer die Verbindung zum 
Weltmeer wieder hergestellt wurde, und infolgedessen die Mutterlauge- 
salze wieder aufgelöst wurden. Die Bedingungen für Bildung von Salz 
war in allen Abschnitten der Triaszeit vorhanden; bei Schönebeck 
findet es sich im Buntsandstein, bei uns im Muschelkalk und in Loth- 
ringen im Keuper. Die Mineralwasser von Hoheneck, Mergentheim und 
Cannstatt weisen ebenfalls auf Salzlager im Buntsandstein hin. Württem- 
berg liefere 20% der deutschen Salzgewinnung und dieser Prozentsatz 
werde sich nach der Neckarkanalisierung noch steigern. Das Salz sei 
von größter Wichtigkeit für die Darstellung von Chlor und Natrium, 
ferner zur Gewinnung von Soda und von Salpeter aus dem Stickstoff 
der Luft. Besonders auch für die Landwirtschaft seien die Kalisalze von
	        
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