Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 72, 1916)

von der typischen Form sich immer mehr entfernenden Formenreihe 
gelten können, oder aber als Mittelformen, um welche sich eine größere 
Anzahl geringer Formveränderungen gruppiert. Nur dürfen wir selbst 
diese genannten Formenstufen — das sei hier endgültig nochmals er- 
wähnt —, nicht als Repräsentanten von „Lokalvarietäten“ in Anspruch 
nehmen, weil die Gehäuseform an und für sich meist lediglich individueller 
Natur ist und nur bei den Varietäten der größeren Seen eine ausschlag- 
gebende Rolle spielt. Hiernach sind mit Ausnahme der var. lacustris STUD. 
alle anderen „Formvarietäten“ als solche hinfällig, und für unser württem- 
bergisches Gebiet kann eigentlich nur noch die var. fragiılis HARTM. als 
eine durch die besonderen Eigenschaften des Wohnorts bedingte Spielart 
gelten. 
Bezüglich der Formenreihe können wir es für die Bewohner der 
Binnenteiche und Flußaltwasser neben der Normalform mit den vier 
Eckausbildungsstufen: producta Cors., ampliata CLESS., angulosa CLEss. 
und iurgida MENKE füglich bewenden lassen. Es kam dann jedem 
Sammler anheimgestellt werden, zu welchem Formenkreise er seine 
jeweiligen Funde stellen will, die Ähnlichkeit der Zwischenformen wird 
er ja zweifelsohne leicht herausfinden. 
Das Kgl. Naturalienkabinett in Stuttgart besitzt das gesamte von 
CLESSIN in einer langen Zeit zusammengetragene Land- und Süßwasser- 
molluskenmaterial, darunter selbstverständlich auch Limnaea stagnalis 
in allen möglichen Formen und Varietäten von ganz Europa. Wollte 
man, auf alle kleinen Verschiedenheiten und Abweichungen von der 
Normalität achtend, angesichts des unübersehbaren Formenreichtums 
auf Grund aller bemerkbaren Differenzen von einer gewissen mehr idealen 
Normalform immer weitere Formen beschreiben und mit besonderen 
Namen bezeichnen, man könnte sicherlich die Zahl Hundert erreichen 
oder gar noch überschreiten. Auch abgesehen von der Form der Ge- 
häuse an sich könnte man beim näheren Eingehen in alle Einzelheiten 
bald da, bald dort Eigentümlichkeiten erblicken, und zwar öfters solche, 
die allen Individuen des betreffenden Fundortes ziemlich gleichermaßen 
zukommen, so daß man tatsächlich fast für jeden Fundplatz eine be- 
sondere „Varietät“ geltend machen könnte. Die Arten- und Varietäten- 
schmiede von der französischen „Nouvelle 6cole“ sind denn auch, was 
nicht weiter verwunderlich ist, in dieser Beziehung schon ganz ausgiebig 
dahinter gegangen, so ausgiebig sogar, daß wir sie, dem Beispiel CLESSIN’S 
folgend, ebenfalls Vollständig ignorieren wollen. 
Wie weit die sonstigen seither beschriebenen und vorne angeführten 
‚Varietäten‘“ unserer Schnecke aus ihrem ganzen Verbreitungsgebiet,
	        
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