Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 76, 1920)

XVII - 
fläche gerückt, sind durch einen bei den Zahnwalen besonders voll- 
kommenen Klappenapparat verschließbar. Ein Entweichen von Lungen- 
luft in die Mundhöhle bei zunehmendem Wasserdruck ist verhindert, 
indem der schnabelartig ausgezogene Kehlkopf weit in den Nasenrachen- 
raum ragt und hier durch einen Ringmuskel festgehalten wird. Dieser 
vollkommene Abschluß des Luftweges ermöglicht auch die Aufnahme von 
Nahrung unter Wasser. 
Eine ähnlich vollkommene Verbindung des Kehlkopfs mit den 
Choanen kommt bei den Krokodilen zustande. Sonst sind unter den 
Reptilien gewisse Schildkröten (Trionychiden) merkwürdig, indem sie 
wahre Wasseratmungsorgane ausbilden: blutgefäßreiche Zotten der Rachen- 
wand, die es diesen Tieren ermöglichen, 10—15 Stunden untergetaucht 
zu bleiben. 
Die Iuftatmenden Fische erreichen ihren Zweck mit sehr mannig- 
faltigen Mitteln, Der indische Wels Saccobranchus hat einen von der 
Kiemenhöhle ausgehenden, in der Rumpfmuskulatur sich bis in die 
Schwanzregion erstreckenden Luftsack. Bei Clarias ist nur ‚eine kurze 
Tasche vorhanden, doch tragen der zweite und vierte Kiemenbogen am 
oberen Ende reichverästelte, durch ein Knorpelskelett gestützte Anhänge. 
Ähnliche Anhänge, aber in Gestalt zarter gefalteter Knochenlamellen 
tragen die vordersten Kiemenbögen der nach diesen Gebilden so benannten 
Labyrinthfische. In allen Fällen Jäßt sich nachweisen, daß die diese 
Taschen und Anhänge bekleidende sehr gefäßreiche Haut, die feinere 
Zusammensetzung der Kiemenblättchen zeigt, daß es sich also gleichsam 
um flächenhaft ausgebreitete Kiemen handelt. Ihre gewisse Selbständig- 
keit und ihre Entfaltung vom oberen Ende der Kiemenbögen aus läßt 
diese akzessorischen Organe mit den äußeren Kiemen einiger Fische 
(Protopterus, Polypterus) und der Amphibienlarven und Perennibranchiaten 
in Parallele setzen. 
Hautatmung scheint unter den Fischen sicher verbürgt nur bei 
dem in den tropischen Mangrovesümpfen häufigen Schlammhüpfer (Perioph- 
thalmus). Hier dringen feine Blutgefäße im dicken drüsigen Epithel des 
Kopfes und des Vorderkörpers bis dicht unter die Oberfläche vor, Zu- 
gleich besitzt Periophihalmus Rachenatmung, die aber bei den 
Schlangenkopffischen (Ophiocephalus) höher ausgebildet ist. 
Auffallend ist, daß das den Ganoiden und den meisten Knochen- 
fischen eigene, oft durch einen Gang in den Vorderdarm mündende, ein 
luftartiges Gasgemisch enthaltende Organ, die Schwimmblase, nur 
selten zur Atmung dient. Und zwar sicher bei Lepidosteus und Amia, 
einigen Characiniden, bei Gymnarchus und Umbra; vielleicht noch in 
einigen andern Fällen, wo sie von zelligem Bau und mit weitem Luft- 
gang versehen ist. Vergleichend-anatomische und entwieklungsgeschicht- 
liche Befunde stützen auch nicht die Ansicht, daß etwa die respiratorische 
die ursprüngliche, die hydrostatische eine sekundäre Funktion der Schwimm- 
blase sei. 
Lungen besitzen nur die den Amphibien sich nähernden Dipnoer 
und die Crossopterygier. Daß es sich auch bei letzteren nicht nur um 
ventral mündende Schwimmblasen, sondern um wahre Luftatmungsorgane
	        

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