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3. Potamogeton filiformis Pers.
Da diese Pflanze unmittelbar vor unserer Grenze am bayerischen
Bodensecufer bei Kreßbronn vorkommt, entschloß ich mich, am württem-
bergischen Ufer nach ihr zu fahnden. Nach manchen Mißerfolgen traf
ich sie endlich bei Friedrichshafen und bei Fischbach. Aber recht
schwierig gestaltete sich die sichere Bestimmung der leider gänzlich
unfruchtbaren Pflanze. Nach vielem Schwanken glaubte ich sie vor-
sichtigerweise doch bei Potamogeton yectinatus unterbringen zu sollen,
Aber damit war ich so wenig befriedigt, daß ich mich entschloß,
Herrn Prof. Dr. FiscHErR in Bamberg um die Durchsicht meiner Laich-
kräuter zu bitten, der sich dieser Arbeit in liebenswürdigster Weise
unterzog. Damit wurde die Deutung der Pflanze endgültig sicher-
gesteilt.
Die Pflanze wächst in Gesellschaft einer sehr kleinen Tauchform
des P, gramineus. Beide bilden vor einem schwächlichen Röhricht
einen etwa 1m breiten Grasbestand auf kiesigem Grund des über-
schwemmbaren Hanges. Bei Fischbach waren die beiden Laichkräuter
am 11. September 1919 zur Hälfte ins Trockene geraten; die andere
Hälfte stand noch 1—5 cm unter Wasser, An diesem Tage zeigte der
Pegel in Friedrichshafen 3,44 m. Darnach stehen die Pflanzen bei,
Hochwasser im Juli 1,36 m tief im Wasser. Von Mitte September an
liegen sie dann 8 Monate auf dem Trockenen. Mittels Winterknospen
halten sie durch, bis sie das im Frühjahr wieder ansteigende Wasser
von neuem erreicht.
Bei Friedrichshafen lebt die Pflanze unter noch ungünstigeren Ver-
hältnissen. Sie war am 29, August bei einer Pegelhöhe von 3,68 m nur
noch 5—10 cm tief im Wasser. Sie muß also hier 9 Monate im Trockenen
zubringen,
Der Standort bringt es mit sich, daß die Pflanze die volle Wucht
der Wellen aushalten muß. Von Mitte August an wird sie sogar unmittel-
bar zum Spiel der Brandung. Dem sucht sie sich anzupassen durch
sehr kurze Verzweigung unmittelbar über dem Boden und durch völlige
Unterdrückung von Blüten und Früchten. Ganz überraschend ist die
Anpassung ihres Begleiters, des P. gramineus, der sich zu 3—5 cm langen
Zwerglein umgebildet hat. Wer ihn zuvor nur in unsern oberschwäbischen
Seen und Weihern gesehen hat, erkennt ihn nicht wieder. Noch jeder
hat mit dem Kopf geschüttelt, dem ich das Zwerglein aus dem Gewell
des Bodensees neben der Schlammform vom Osterholzsee Oberamts
Waldsee vorgelegt habe.
Jahreshefte d, Vereins f, vaterl. Naturkunde in Württ. 1920.