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11. Gladiolus communts L.
In den Auen an der Argen bei Oberdorf wächst auch eine Sieg-
wurz... Da im Bodensceried zwischen Gaißau und Fußach massenhaft
Gladiolus paluster vorkommt und von hier ins Heuried bei Lindau geht *,
während er sich am-Untersee an fünf Stellen angesiedelt hat, im Woll-
matinger Ried stellenweise sogar in großer Menge, so war ich freudig
überrascht. Ich hielt sie an Ort und Stelle für den echten Gl. naluster.
Auch die Probe auf ‚die Blütenzahl fiel nicht ungünstig aus: 3 Stücke
mit 4 Blüten, 5 Stücke mit 5 Blüten und 3 Stücke mit 6 Blüten. Im
Durchschnitt erreichen also die 11 blühenden Stengel 5 Blüten. Nun
werden ‚dem Gl. paluster von ASCHERSON und GRÄBNER 2—5blütige
Ähren!, von VoLLMANN aber 3—6blütige Ähren zugeschrieben ®, wäh-
rend Gl. communis 5—10 Blüten tragen soll. Die Blütenzahl stand
also gerade an der Grenze und gestattete keine sichere Entscheidung.
Deshalb suchte ich die Pflanze nochmals auf und grub mir 3 Knollen
aus, zwei blühende und eine blatttragende. Meine Enttäuschung war
groß. Das Fasernetz der Knollenhülle entschied für Gl. communis,
Auch von Degersee besitze ich ein fünfblütiges Stück aus dem
ersten Kriegsjahr. Dieser Fundort hätte die Verbindung mit dem Heu-
ried herstellen können. Aber ‚hier versagte die: Knollenprobe. Die
Pflanzen, welche in geringer Entfernung von dem am See vorüberführen-
den Fußweg gewachsen waren, konnten nicht mehr aufgefunden werden.
Der reiche Fremdenstrom, den die Kriegs- und Friedensverhältnisse
von einem gut besuchten Bade aus durch die Gegend geleitet hatten,
war offenbar der Pflanze zum Verderben geworden.
Die gemeine Siegwurz wird in Bauerngärten gerne gepflanzt.. Auf
den Argenauen handelt es sich deshalb wahrscheinlich um eine ein-
gebürgerte Pflanze. In Süddeutschland scheint indes diese Einbürgerung
selten vorzukommen. Dr. BAUMANN sammelte die Pflanze im 3 Exem-
plaren an nassen Stellen im Gehrenmoos am Untersee, Seiner Angabe
fügt er hinzu: „Wohl verwildert‘“?, Er läßt also die Möglichkeit des
ursprünglichen Vorkommens offen. . In Süddeutschland hat ‚sie sich nur
noch an zwei Stellen eingebürgert: in der bayerischen Hochebene bei
Benediktbeuren und bei Schweinfurt am Main 3
12. Thalietrum ezxaltatum GAUD. +
Diese über mannshohe Wiesenraute unterscheidet sich von dem
nah verwandten Thalictrum flavum durch die breite, weit ausladende
Blütenrispe, den glänzenden Stengel und die linealen oberen Biättchen.