Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 7-8, 1851-1852)

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Der Anschlagzettel nannte das Riesenthier die grosse schwarze 
Monstre - Elephantin Isabella, 73 Jahre alt, 15 Fuss hoch und 
8200 Pfund schwer (der schwäbische Merkur vom 25. Oct. gibt 
12‘ Höhe und 8600 Pfd. Gewicht an.) und behauptete, sie 
komme vom Atlas. Ein afrikanischer Elephant wäre nun aller- 
dings eine grosse Seltenheit gewesen, da meines Wissens noch 
keiner je lebend nach Europa gekommen ist, es war aber eine 
ehrliche Asiatin, mit flachen, zurückgeschlagenen Ohren und 
concaver Stirne. Die Haut war schwach behaart, sehr runzelig, 
an den dicksten Stellen mit Höckern, offenbar aber nicht areo- 
lirt, wie bei dem Nashorn, sondern nur mit eingeschmiertem 
Fett und abgestorbener Epidermis überzogen, so dass an den 
Vorderfüssen durch deren Beugung ganze Stücke sich wie Baum- 
rinde abgeschält hatten, die Farbe dunkelgrau, wie nasse Holz- 
asche oder Vesuvsasche. Die Ohren bewegte sie, wie die Pferde, 
nach vorwärts wenn sie auf etwas aufmerksam wurde oder schlug 
sie‘ vor- und rückwärts. Der Rüssel hatte durch zahlreiche tief 
eingeschnittene Ringe ganz das Aussehen eines riesigen Blut- 
egels, konnte sich wie dieser, nach allen Richtungen drehen 
und wenden, wurde nie ganz in die Höhe gehoben, sehr oft 
aber die untere Hälfte spiralförmig eingerollt, er. fühlte sich 
selbst an der Spitze ganz warm an und dampfte bei kalter Wit- 
lerung ziemlich stark. 
Neben dem Rüssel ragien die zwei Stosszähne hervor, aber 
nur eitwa zwei Fuss Jang und ebensoviele Zoll dick, . der linke 
hatte eine abgebrochene Spitze und nach der Aussage des Wärters 
sind beide in der Gefangenschaft weder gewachsen noch ge- 
wechselt worden. 
Eine gedruckte Beschreibung gab unter vielen Phrasen nur 
sehr dürftige Beiträge zur Biographie Isabellens. Sie war 1847 
aus Italien nach Marseille gekommen, wo ihr früherer Eigen- 
thümer bankerott wurde ‚ ‘der jetzige sie kaufte, sie Freundschaft 
mit einem schönen Neufundländer Hund schloss und mit ihm 
Seebäder nahm, bis die Polizei es untersagte. In dreissig Nächten 
machte sie die Fussreise von Marseille nach Paris und trat dort 
mit mehreren Vorstellungen im olympischen Circus der elysäi- 
schen Felder auf.
	        
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