Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 82, 1926)

Eine junge rheinische Störung in der Schwäbischen Alb. 
Mit Tafel III, 
Von Edwin Hennig-Tübingen. 
Die altbekannte Tertiär-Sporade von Winterlingen—Harthausen 
(nordwestlich Sigmaringen) ist dadurch eigentümlich, daß man, um 
diese jugendliche Meeres-Hinterlassenschaft aufzusuchen, von allen Seiten 
aus tief eingeschnittenen Tälern auf die Jura-Hochfläche um ungefähr 
100 m Höhendifferenz (Straßberg—Winterlingen) emporsteigen muß. 
Der Anstieg des Landes selbst aus dem tertiären Meeresspiegel zur heutigen 
Höhenlage von rund 800 m kommt so eindringlich zum Bewußtsein. Die 
Flüsse mußten trotz der fernen Erosionsbasis des Schwarzen Meeres 
(Donau-System) den sich emporschiebenden Block bis tief in den Sockel- 
unterbau der marinen Bildungen hinein zersägen. In der liegenden Jura- 
kalkplatte haben die Täler entsprechend malerische Steilhänge, während 
sie in den lockeren Tertiärmassen wannenförmig zur Breiten-Erosion 
übergehen konnten. Dadurch gelangt aber der Meeresgrund, die Auf- 
lagerungsfläche, trotz Zerschneidung und Überdeckung für ein geologisch 
geschultes Auge landschaftlich zum Ausdruck. Die bei den größeren Flüs- 
sen, z. B. Schmiecha, begreiflicherweise stärkere Zerreißung des Zu- 
sammenhanges in der tertiären Überdeckung wird unschwer im Geiste 
wieder ausgebessert: Die Zugehörigkeit des Juranagelfluh-Zuges von 
Stetten am kalten Markt zu dem größeren Reststück von Winterlingen— 
Benzingen ist augenscheinlich. Kleinere Erosionsrelikte wie südlich 
Frohnstetten oder an der Fürstenhöhe (Straße Benzingen— Sigmaringen) 
bereiten um so weniger Schwierigkeiten, die alte einheitliche Decke zu 
rekonstruieren. Abseits der Hauptentwässerungsadern haben ersichtlich 
die bis auf 30 m Mächtigkeit anschwellenden Jurageröllmassen mit ihren 
tonigen Zwischenmitteln und Verwitterungsrückständen die Abtragung 
gehemmt, die Unterlage geschützt und bauen somit ungeachtet ihrer 
fluviatilen Herkunft die höchsten Erhebungen der heutigen Riedel auf. 
Hier laufen die großen Verbindungswege, auch schon von Römerzeiten 
her. An klaren Tagen sieht man von diesen Höhen aus die herbe Schön-
	        
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