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miteinander verschweißt sind. Nach ArRGAnND und STAUB ist der Bau des
Gebirges durchaus einseitig. Die Alpen, und in ihrer Verlängerung der
ganze bis nach Ostasien reichende Kettengebirgszug sind nach ihnen durch
den Nordmarsch des afrikanisch-arabisch-indischen Kontinents geschaffen
worden. Die südwärts gerichteten Überschiebungen in den Dinariden
bedeuten nichts weiter als lokale Rückfaltungen in dem starren afrikanischen
Sockel, der Europa vor sich her schob. ARGAND und STAUB stützen sich
damit auf die Vorstellungen der WEGENER’schen Kontinentalverschiebungs-
theorie; der Zusammenschub ist nach ihnen ein ganz ungeheurer, mindestens
12—1500 km betragender. — So versucht die moderne geologische Wissen-
schaft den Bau des Alpengebirges zu meistern und hat Vorstellungen von
hinreißender Großartigkeit geschaffen. Lotze.
In der Erörterung betonte Prof. Dr. A. Sauer die Schwierigkeiten
der alpinen geologischen Forschung und wies darauf hin, welche Verände-
rungen die ursprünglichen Gesteine durch den gebirgsbildenden Druck
erfuhren.
8. Februar 1926. — Landesgeologe Prof. Dr. Wepfer sprach
über Die Entwicklungder Schichtgesteine.
Die in Erscheinung tretende „„Schichtung‘“ der Gesteine wurde bisher
ausschließlich durch einen Wechsel in der Beschaffenheit der sich ab-
lagernden Sedimente (Sande, Tone, Mergel, Kalke) und durch zeitweiliges
Aussetzen der Sedimentation (Schichtlücken) erklärt. Im Gegensatz hiezu
legte der Vortragende dar, daß das, was wir heute Schichtung nennen,
größtenteils nicht ursprünglich ist, sondern erst nachträglich durch Ein-
flüsse physikalisch-chemischer Art und Umwandlung des schon abgelagerten
und verfestigten Gesteins entstand. Diese Umwandlungen beruhen in erster
Linie auf dem GesetzderDrucklösung von HEnNrY und RIECKE,
nach dem die Lösungsfähigkeit des kohlensäurehaltigen Wassers durch
Druck erhöht wird und Wiederausfällung der gelösten Substanz bei Nach-
Jassen des Druckes eintritt, also die Auflösung senkrecht zur Druckrichtung,
die Wiederausfällung parallel zu ihr erfolgt. Belegt wurde dieses Gesetz
durch die bekannten Erscheinungen der Eindrücke an Geröllen, die durch
vermehrten Druck und vermehrte Auflösung an der Berührungsstelle ent-
standen. Ferner durch die „Drucksuturen‘ und „Stylolithen‘“, jene merk-
würdigen Verzahnungen längs meist der Schichtung parallelen Spalten,
die nach den heute allgemein anerkannten Untersuchungen von Prof.
Dr. G. WAGNER auf die verschiedene chemische Widerstandsfähigkeit eines
kalkigen Gesteines auf den Spaltflächen zurückzuführen sind und unter
Druck im festen Gestein entstanden. Auch die heutige Form der Wechsel-
lagerung von Kalk- und Mergelbänken im Weißjura ß ist keine ursprüng-
liche, sondern erst durch spätere Auslaugung des Kalkgehaltes aus vorher
schon etwas tonreicheren Kalkbänken entstanden. Ähnlich sind die häufig
so unregelmäßigen Schichtflächen und die Knollenkalke in alpinen Ge-
steinen und im Unteren Muschelkalk zu erklären. Die beste Bestätigung
des Gesetzes der Drucklösung liefert aber die so häufige „,Verdrückung‘‘
der Fossilien. Die oft nur papierdünnen Fossilabdrücke (im Lias & auf