Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 94, 1938)

Zazenhäuser Wäldle ungestört geblieben. (Abb. 10.)! Der seither so 
menschenferne Hagwiesenrain bei Deizisau ist plötzlich durch eine neue 
Neckarbrücke erschlossen worden, Zudem ist an seinem Ostende ein 
Schießplatz erstellt worden, der nicht bloß viel Gelände verschlungen 
hat, sondern auch noch seine Umgebung mit Fichten verschönert, 
3, Durch die Maßnahmen der Forstwirtschaft, Die 
feuchten Hänge mit Ost-, West- und Nordlage eignen sich leider gut 
für die Aufforstung mit Fichten. So wird sie in steigendem Maß durch- 
geführt und bedroht die letzten unberührten Zufluchtsorte des Blau- 
sterns, Ihre Auswirkung ist beim Hofener, Neustädter, Fischerwäldle 
erschreckend deutlich zu sehen, bei ersterem vor allem an seinem Nord- 
ende, wo der hier stehende ältere Fichtenwald die ganze Kleebwald- 
flora restlos vernichtet hat. Einen in seiner ganzen Ausdehnung sterben- 
den Wuchsort zeigt der Lehlewald bei Hochdorf. 
Es wird eine dankenswerte Aufgabe des Naturschutzes sein, diese 
allein zu beseitigende 3, Gefahrenquelle wenigstens bei einigen sonst 
nicht bedrohten Kleebwäldern zu verstopfen und die Fichte fernzu- 
halten, Nur so kann unser blumenprächtigster Wald, der Spender 
reinster Frühlingsfreude, der Nachwelt erhalten bleiben, 
Nachtrag. 
Einen willkommenen Beitrag zur Lösung der in dieser Arbeit ange- 
schnittenen Fragen bringt die eben erschienene Untersuchung von 
Dr. Euisaser Stamm „Die Eichen-Hainbuchenwälder der Nordschweiz‘‘ 
(Beiträge zur geobotanischen Landesaufnahme der Schweiz, Heft 22, 
Verlag Huber, Bern), die auch Verbreitungs- und Gesellschaftsanschluß 
des Blausterns eingehend untersucht. Er findet sich in der Nordschweiz, 
wo der gänzlich andersartige Bodenaufbau keine Kleebhänge entstehen 
ließ und wo der unruhige Lauf der Gebirgsflüsse andersartige Auwälder 
erzeugte, nur im Eichen-Hainbuchenwald. Stamm bezeichnet ihn als 
lokale Charakterart des E.-H.-Waldes der Nordschweiz und darüber 
hinaus wohl als regionale Charakterart im südlichen Teil dieser Gesell- 
schaft. Daraus ergibt sich eine eindeutige Bestätigung meiner Fest- 
stellung, daß der Standort des E.-H,-Waldes dem Blaustern durchaus 
zusagt. Aus der Tatsache weiter, daß dieses nordschweizerische Gebiet 
des Blausterns in breiter Verbindung mit dem Siedlungsgebiet des 
Schweizer Jura steht, während es nach Osten zu schon in der Züricher 
Gegend aufhört, muß man schließen, daß der Blaustern von Südwesten 
her eingewandert ist und nicht etwa auf dem wesentlich umständlicheren 
Donauweg, und daß es die reichlich zur Verfügung stehende Zeit war, 
die ihm die Besiedlung des E.-H,-Waldgebiets ermöglichten, während er 
in dem viel später erreichten mittleren Neckargebiet die Besiedlung nur 
noch einleiten konnte. Auf diesem von Südwesten über den Jura heran- 
führenden Weg konnte der Blaustern auch das Rheintal bei Basel schon 
{rühe erreichen. Daß dies der Fall war, dafür spricht, daß er im Wasgen- 
ı Den letzten Wiesenwuchsort beim Dorf Zazenhausen zerstört die im Bau 
befindliche Schweinemastanstalt der Stadt Stuttgart.
	        
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