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Zur Kenntnis der Nacktschnecken,
insbesondere ihrer Verbreitung in Württemberg.
Von Richard Vogel, Stuttgart.
Mit 1 Abbildung.
Über die Verbreitung der schalentragenden Schnecken Württembergs
sind wir durch eine Reihe tüchtiger Sammler und Forscher sehr gut
unterrichtet, Eine Krönung erfuhren diese Arbeiten durch das Lebens-
werk unseres Ehrenmitgliedes Dr, rer. nat, h. c, DAvın Geyer (s, Schriften-
verzeichnis),
Demgegenüber wurden die Nacktschnecken, worüber schon LEevpiG
klagt (s, Oberamtsbeschreibung Tübingen 1867), stark vernachlässigt,
auch von Geyer, der eben seine ganze Kraft auf die Gehäuseschnecken
konzentrierte. So kommt es, daß wir bis heute über Vorkommen und
Verbreitung der Nacktschnecken in unserem Lande beschämend wenig
wissen. Hier Lücken auszufüllen, ist die Absicht vorliegender Mitteilung.
Diese stützt sich auf eigene, in meinen Tagebüchern festgehaltene Ge-
ländebeobachtungen während der letzten 4 Jahre, wie sie sich im Zuge
meiner gesamtfaunistischen Durchforschung unseres Gebietes ergaben.
Von den wichtigeren Funden, zumal denen von Milax gracilis LevpiG,
habe ich der Württembergischen Naturaliensammlung Belegstücke über-
geben. — Außer den Werken von Geyer dienten mir als Grundlage für
die Bestimmungen die Werke von P. Hesse, P, Enrmann (in „Die Tier-
welt Mitteleuropas‘, Bd. II Mollusca), J. TmeıLe; zur Trennung von
Agriolimax agrestis und A. reticulatus legte ich die Untersuchung von
A, LuTHER zugrunde,
I. Familie Limacidae, Egelschnecken,
Äußerlich kenntlich an dem rechts, in der hinteren Hälfte des
Schildes gelegenen Atemloch., .
Ich beginne mit der Gattung Milax Gray = Amalia MoqQuin-TAnDdorn,
Sie ist äußerlich vor allem durch einen am Mantelschild beginnenden
und bis zum Hinterende ziehenden, meist gefärbten Rückenkiel ausge-
zeichnet; sie lebt räuberisch, zumeist von anderen Schnecken und deren
Eiern. In Deutschland ist sie durch 2 Arten, Milax gracilis Leyoıie und
M. marginatus Drar,, vertreten, M. gracilis ist die kleinere Art, sie wird
ausgestreckt etwa 60 bis 70 mm lang und ist dann außerordentlich
schlank, fast wurmförmig. Ihrer schlanken Gestalt und eleganten Art
der Fortbewegung wegen verlieh ihr Leypie den Beinamen „gracilis‘” (die
Zierliche). Die Färbung des Tieres ist auf der Rückenseite dunkelgrau
bis schwärzlich mit zerstreuten gelblichen Pünktchen; die Kriechsohle