Full text: Die Baumeisterin Pallas/ Oder Der in Teutschland erstandene Palladius, Das ist: Des vortrefflich-Italiänischen Baumeisters Andreae Palladii Zwey Bücher Von der Bau-Kunst : Deren Erstes I. Von denen Materialien/ die zu dem Bauen insgemein gehören ... Das Zweyte tractiret I. Von denen Zierrathen der gemeinen Gebäue ... / Ins Teutsche nach dem Italiänischen übersetzet/ Mit ... dazu gehörigen Figuren erbaulich ausgerüstet/ und Zum erstenmal an den Tag gegeben/ Durch Georg Andreas Böcklern/ Archit. & Ingenieur

Cap. XXVI, Das! Buch. Gr 
weite/ schöne und wolgezierkeDerter bringen. Die Stiegen werden zu loben seyn / wann 
siehell/weit/und bequem seyn/zu dem Hinaufsteigenzalso/ daß fie schier die Leute zu dem 
Hinaufgehen anreißen. Sie werdenliechtseyn/ wann sie das lebendige Licht haben wer» 
den/und wann (iwie gemeldet) das Licht an allen Orten zugleich hineinfället. Sie wer» 
dengeraumig genug seyn / wann sie nach der Grösseund Hnalität deß Bauesnicht eng 
scheinen werden/aber siesollennimmer weniger/als vier.Schuh' breitgemacht werden/ da- 
mit/wannzwo Personen auf derselbigen. einander begegnen / sie emander bequemlich wei- 
<henfönnen« Siewerden bequemseyn/so vielden ganßenBau belanget/wann die Bögen 
unter demenselbigen werden dienlich seyn/ etlichenothwendige Sachen hinzulegenz und/ 
was die Menschen anbelanget/daß sienichtschwehr undjäh zu steigen haben. 
Die Staffeln sollen nicht höher als jec<s Zoll eines Schuhsgemacht werden/ und wann 
man sienoch niedriger machet / bevoraus inden langen Stiegen / so machen sie dieselbigen 
vielleichter zu steigen; dann manim Aufheben.der Füß weniger müd wird werdenz aber 
siesollenni<t unter vier Zollgemacht werden. Die Breite der Sraffeln solle nicht uns 
ter einem Schuh/ noch über anderthalb Schuh seyn. ' 
Es hatten die Alten im Gebrauch/die Staffeln ungerad zu machen/damit/wann man 
dieselbigen mit dem rechten Fuß anfieng hinaufzu gehen/ man eben mitdemselbigenauf- 
hörete/ welches siezu einem guten Augurio oder Zeichen hielten / undnoch zu einer grossen 
Andacht/wann siein den Tempel giengen. Gleichwolsoll man die Zahlvon eilff/oder drey- 
zehen aufs meiste/nicht überschreiten/und wann man bis hicherkominen wird seyn/da man 
noch höher steigen soll/ sv wird ein Planoder Ebene gemachet / so man Requiem oder 
eine Ruhe nennet / damit die Müden oder Schwachen einen Ort finden / da sie 
ruhen können/und wann es sich begebe / daß oben etwasherab fiele / es eine Statt finde / 
daesrasten könte, 
Die Stiegen werden entweder strack öder Schnecken-weiß gemachet.. Die stracken 
macht man entweder in zween Arm ausgestrecket/ oder gevierdt/welche in vier Arm.herum 
laufsenz Diese zu machen/' wird das ganße Ortin vier Theil ansgetheilet / zween Theil 
giebtman den Staffeln/ und zwey dem Leeren in der Mitte / vonwelchem/ wann es offen 
undungedeckt gelassen / die Stiegen das Lieht hatten: Man kan sie innwendig mit der 
Mauer machen/ und alsdann wird in die zwey Theil/ somanzu den Staffeln gibt/ auch 
die Mauer geschlossen/man kan sie auch wolohne diese machen. . 
Diese zwo nachgeseßte Stiegen/erfandeHerr Ludwig Cornaro sel, Gedäc<htnüß/wel- 
<er ein Edelmann eines vortrefflichen Verstandes war/ wie man das an derüberausschö- 
nen Gallerie/und wolgezierten Gemächernerkennen kan / die er ihmezu seiner Wohnung 
in Padua gebauet hatte. 
Die Schnecen-Stiegenwelcheman Chioceiola oder Wendel-Skiegen nennet/ macht 
mat zu weilen rund/zuweilen oval/zunterweilen mit einer Seulin der Mitten/und biswei- 
len leer.3 vornemlichbrauchtman sie aniden engen Oertern/ denn fieweniger Raums be- 
dörffen/als die stracken/allein/daß sie etwas schwehrers zusteigen seyn sie schicken sichsehr 
wol / wann sie in'der Mitte leer sind 7 daß sie Lieht beköimmen / und von oben herab 
solches'haben können? auch diejenigen/so oben aufder Stiegen/alle diejenigen sehen / so 
hinaufgehen oder wollen/und jene gleichfallsvon diesen gesehen werden. 
Die Stiegen/so in der Mirte eine Seulehaben/werden auf diese Weise gemach nenv 
? sich/ wann der Diameterin drey Theilgetheilet wird/ jogibt man den Staffelnzwey/ und 
v ein Theil der Seul/gleichwiein'der Figur A zusehen ist. ' : 
n Oder äber/ man theilet den Diameter in sieben Theil / darvon gibt mandrey Theit 
für die Seulin die Mitte/undvierzu den Staffeln / und eben auf diese Weiseist die Stiege 
. der Seul Trajanigemachtz und wann man dieStaffeln rundmacht / gleichwie in der Fis 
air . so wurden siegar schön stehen/ wurden auch viel länger seyn / als wann man sie 
1 rack machet. 
: In den Stiegen aber/die leer seynd in der Mitten / theilet man inder Mitcen den 
; Diameter in vier Theil/zwey Theil gibt man den Staffeln/ und zwey Theil bleiben dem 
. mittlern Ort. 
Z Ausser diesen gebräuchlichen Manieren der Stiegen / ist noch eine andere Schnecken- 
j' Stiege von dem Clarislimo Marco Antonio Barbaro, einem Wenekianischen von Adel / und 
! funstreichen Mann/erfunden worden/weichein gar enge Oerter bequem und.nußzlich it; 
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