Full text: Die Baumeisterin Pallas/ Oder Der in Teutschland erstandene Palladius, Das ist: Des vortrefflich-Italiänischen Baumeisters Andreae Palladii Zwey Bücher Von der Bau-Kunst : Deren Erstes I. Von denen Materialien/ die zu dem Bauen insgemein gehören ... Das Zweyte tractiret I. Von denen Zierrathen der gemeinen Gebäue ... / Ins Teutsche nach dem Italiänischen übersetzet/ Mit ... dazu gehörigen Figuren erbaulich ausgerüstet/ und Zum erstenmal an den Tag gegeben/ Durch Georg Andreas Böcklern/ Archit. & Ingenieur

Vorrede; 
bekennen? sokömnenwirdieses mit Rechtvondiesen dreh" armseeltgen /) übel zuge? 
richteten und geschändeten Seulen/wie sieheutiges Tages von den Arbeitern ge- 
bildet werden /-uudwelche sie Doricam, sonicam und Corinthiam nennen/ sagen ? 
Jst auch ein einkiges Glied an ihnen/ das nicht eineAenderung leiden müssen ? 
Schwerlich solteman jeßund einen Baumeister ankreffen/ dernicht auch die aller- 
hesten Exempel der Antiquität verachtetez: Es muß alles nach ihrem Hirn ge- 
schmiedet seynz Sie vermeinen/daßnur den Lehr/-Jüngen gebühre andern nach! 
zu folgen; Daß wer ein Meisier seynwill/nothwendig'etwas Neueserfinden mül- 
se- Sind das nichtarmseligeeinfältige Leute/die sich einbilden/ daß/wannsie ei- 
ne neue Art gesechen/oder etwas dergleichen Phantastischer Weise ersonnen / ver? 
meinen sie eine neue Ordnungerfunden zu haben /unddaßalleindarinnenbestehe/ 
was man Erfindungzunennenpfleget. Eben als wann jenes wunderbare und 
unvergleichliche Gebäu/ welches'Pantheon genennt“/“ und' heutiges Tages zu 
Romzusehen ist/nicht dessen Erfindungwäre/der es gebauet hat/dieweil er nichts 
an der Corinthischen Ordnung/aus welcher'es'gänglichbestehet/geänderthätte? 
„Aus den absonderlichen Theilen einesStücks/kanmandieTüchtigkeit und Kunst 
„einesBaumeisters nicht erkennen/sondernausderZusammensekung des ganken 
„Wercksmuß mandas Urtheil fällens!4%%% 
Esbestehet aber/wieallesin der Welt/alsoauch inder Bäukunstindiesen vier 
Stücken 1.) nder Natur/ Qoindem 5Meister/ Gin der Materi/C4.)in 
der Form, 
i 73 Die Materi muß man von der Naturkennen/ ob sie recht oder falsch 
eyes: 5: " 
2: Die Formund Gesialk/daßmans erkenne/wasesseye? 1. 
34 Daß man wisseeine Sache rec<t zusammen zu seen/und zu vermischen. 
4. Die Kunsi mußin allem zur Vollkommenheit verhelffenz dann das Wer> 
macht nicht den Meister/sondern der Meistermacht das Werk. 
Jene schwache Geisier zwar/ welchezuder vollkommenen Wissenschaft der 
Kunstinicht gelangen/noch derofelben Inhalt begreiffen können / sind gezwungen 
indiesen Schranken zu verharren/und nurimmerdar mit dem Flickwerck sich zu 
schleppen : Zu dem/weilihr Studirenkeinenandern Zwe hat/und sieansich selb- 
sienunfruchtbaren Verstandes sind'/ also sind auch alleihre Einbildungen dermas? 
sen schwach und ohne Nachdruck /daß sienichts als Mälcaroni, schändliche Cartoü« 
ches und dergleichen lächerliche undunziemliche Grotclquengebährenfönnen/mit 
welchendie Baukunsiüberallbesc<hmißetisi. : 
Andere aber/denen sich die Natur mildreichererwiesen/und derenEinbildungs» 
Kräßte besser für sich gehen/ verstehen wol / daß die warhaffte und wesentliche 
Schönheit dex Baukunst nichtin der Betrachtung eines jedwedern Theilsinson- 
derheit bestehe/ sondern fürnemlich in der 8Symmetria, alswelche die Vereinigung 
und allgemeine Zusammenfügung aller Stücken ist / dardurch eine leibliche und 
sichtbare Harmonie erwächset / welche von denen durch die Erkäntnüß der 
Baukunst erleuchteten Augen/mit sonderbarer Lust angeschauet wird. Zubekla- 
genist/daß dieseschöne Geister in sehrgeringer Anzahl gefunden werden/ da doch 
der Sudler die gane Welt voll ist. ::-Wolten auofse Detren die Augeneröffnen/ 
die Künste/und die/welche sich derselbigen befleissigen / nicht so sehr verachten / son- 
dern bedenc>en/wiennöthig sieihnen seyen/insonderheit diese Kunst/ vonder ich all 
hier handele; So wäre zuvermuthen/ daß dieselbige wieder blühen/ja/so zu sagen 
neue Antiquifäten noch heutiges Tagesherfür kommen würden 
Die Erfahrung hat noch vor wenig Jahrenbezeuget / wie König Iran, der 
rige
	        
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