Full text: Die Baumeisterin Pallas/ Oder Der in Teutschland erstandene Palladius, Das ist: Des vortrefflich-Italiänischen Baumeisters Andreae Palladii Zwey Bücher Von der Bau-Kunst : Deren Erstes I. Von denen Materialien/ die zu dem Bauen insgemein gehören ... Das Zweyte tractiret I. Von denen Zierrathen der gemeinen Gebäue ... / Ins Teutsche nach dem Italiänischen übersetzet/ Mit ... dazu gehörigen Figuren erbaulich ausgerüstet/ und Zum erstenmal an den Tag gegeben/ Durch Georg Andreas Böcklern/ Archit. & Ingenieur

Cpl /-/m DR. Beh CH 4 
Zu Härfungund Befestigung des Holtes / wollen ekliche/ daß man die Bäume/ so bald steumge- 
hauen/ eingrabe / vermeinen das Holß werde hart und satt darvon. Andere seyndder Meinung/ wann 
man das Holß/ so bald e8gehäuen/ und nochgrünist/ in feuchte und nasse Ortelege /so werde es gar hark. 
Dem seyeund geschehenun/wieihmwolle/ somuß man das Holßim Forst behalten / nach deme es gefället/ 
und indreyen Monaten aufs wenigste nichkberühren; dannehekan es seine Härte nichtbekommen/deren 
es zur Arbeit bendthige ist. Wannnun das Holßgefälletist/ sol mandasselbige/nach Versliessung berühr- 
fer dreyer Monaten wieder herausziehen/ und an der Sonnen roeknenlassen/ und dieses imabnehmenden 
Mond/ und sonderlich Itachmittags-Zeit/wann derMond etwanschon vier Tageim Abnehmen gewesen, 
ZWiewoletliche nicht wollen/daß man das Holt an dieLufft bringen solle ? wann die Mittägigeoder Nie- 
dergangs Winde wehen/ welches'die ärgsten find. st aber der Wind gut / soistfleissig Sorg zu haben/ 
daß dasselbige kein Shaunoch Eiß berühre dieses verstehet sich/ von dem jenigen Hols/das allbereit innen 
und aussen trocken worden. 
Nota, Na 24 vorbesagte Holk weder sägen'no<h jimmern/ als bey hellem Wetter/ sonst kan e& bald Scha- 
Holg/ das nurzu kurßen Stücken gefället/ und zu unterschiedlichen Sachen im Bauen gebrauchek 
werden muß/ kan gar wolvon dem Ockoberan bis in den Aprill gehauen werden 3 dann wegen derkurßen 
Stücke/hat mansich fürdem Spalten nicht so viel zu förchten/ als wie bey grossem und langem Holtz / wel- 
ches alles die Zeit und Erfahrung dem Bau-Herrn an die Hand geben/und fernerlehren wird, 
Zu was für Sachen das Holk im Bauen tauglich oder nicht / hat ein Bauherr 
nachfolgende wenige Anmerckungen inac<t zu nehmen? 
1, Das Holt so zu Thoren/ Pforten? Shüren und Fenstern gebrauchte werden soll / muß man vor 
drey Jahren nicht zur Arbeit nehmen, In | 
2. Ju der Arbeit/pllman solches Holt dieser Sestaltproportioniren/behauen / verferkigen? und mik 
Fleißanmercken/ daß dasjenige Sheildes Holtes/so zu unterstamim Stammengestanden/ auch zu unterst in 
der Arbeit geseßet/und nicht umgewendetwerde.  Alszum Exempel: Manwoltevon gutem Holt grosse 
oder mittelmässige Seulendrehen/und von Schreiner-Arbeit machen lässen/ so splteman nach Wachsung 
des Holtes/von dessen Stammen anzurechnen/allezeit/wasan die Seuleunten kommet/auch/ wiees ger 
wachsen /die Arbeit darnachrichten/daß dasselbige unten zu sichenkomme, 
Nota. Im Nothsall aber/da ein Handwercksmann/ insonderheit die'Schreiner/ nicht eigentlich wissen können? 
; welches Theil des Holkes im'Stammen vbenoder unten gestanden / so hat es sonderlich nichts zu be- 
denten es nurreche dürr ist 3 dann dieses Orts.mag man sich dessen gebrauchen / wiemans has 
enfan. 
3. Zur Zimmer-und Schreiner-Arbeit/der Portalen/Shüren und Fenstern / braucher man.an stakk 
und in Ermanglung des Eichen-Holbes/ Zirbelbaum/ Sarbaum / Hagenbuchen/ Forchenoder-Tannen/ 
welches auch dasbesteist. NEE 
Nota." Kästen-Bäume/ seynd zu dieser Arbeit guch schr gut /'wann mat sie habenkan / und die Gelegenheit des 
Landes und Ortes solches mit sich bringet. 
4. Fernerist von der Natur des Holteszuwissen/ weilenjeein Bautneiner andern Ark und Iatur/ 
als der ändere ist/als mußman einem Zimmerwerc>k auch andere Zusäte wissen zu geben/ als demandern/ 
je nach Art und Natur des Holgtes (wie ein jeder Werständiger leichklich zu Frachten) auch die Skückeet- 
wanfkürßer/breiter/ oder dickermachen/ und darbey wissen undverstehen/wasdie Idafurbey solchemWerc>/? 
das von vielen Stüengemacht werden solle/chunkönneoder vermöge. . 
5. Esist auch zu wissen/daß einjeder kurßergesetfer Baum/viel sakter und härter im Schnitt sey! als 
ein langer/aufgeschossener und gerader Auch ist ein jedes weisses Hol6/luer/leichter/handsamer/undring? 
schnittiger/ als alle andere / fügetsichauch viel besser ineinander / dargegen ist es auch viel gebrechlicher/ 
dann das andere Holß- . | | 
6. Alle schwere Hölker/seynd viel dicker/sakker/hartschnittiger/als dievorgemeldken; dann/je schwerer 
ein Hols/je stärker und je äderichfer/jeholszreicher/kernichter und satterites | 
7. Es erhalten sichauch die Bäume/welchen die Natur das Leben erlängerk/viel besser undlänger voy 
der Fäulung/ als diejenigen so zu Marckt gebracht werden. Die tägliche Erfahrung giebt auch / daß/ 
wannman einen Baum unfenan dem Stammen umaund einhauenlassen/ der so amwenigsten Sassi von 
sich gegeben haf/ viel nothfester und tauglicher/ schweren Laftzu tragen/ seye/als der viel Saffes und Feuch» 
tigkeit von sich gegeben haf. . . . 
-. "'g. Esbefindet sich auchin der Erfahrung/daß allezeit der mitfelsie Kernoder Her eines Baumsviel 
satter seye/alsdie Bey-und Neben-Seiken / und dannenhero auch viel geneigter zu spalten oderzureissen/ 
abernicht zu denz Zwerchbruch- . 
9. Zuerkennen/obeingefällter Baum/in' dem Mikel oder Kern/ durch und durch/ recht gesund seye 
odernicht? Somußmanbeyde Ende/das obersteund unterste/eines Stammes oder Holhes abhauen/und 
sich einer mit angelegtem Ohran.daseine Endelegen/ und ein anderer miteinem grossen Hammeroder Art 
für das andere Theil oder Ende schlagen 3 ist der Thonoder Hall diesem im Ohrverdumpffen oder dine 
-e I 8
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.