Full text: Die Baumeisterin Pallas/ Oder Der in Teutschland erstandene Palladius, Das ist: Des vortrefflich-Italiänischen Baumeisters Andreae Palladii Zwey Bücher Von der Bau-Kunst : Deren Erstes I. Von denen Materialien/ die zu dem Bauen insgemein gehören ... Das Zweyte tractiret I. Von denen Zierrathen der gemeinen Gebäue ... / Ins Teutsche nach dem Italiänischen übersetzet/ Mit ... dazu gehörigen Figuren erbaulich ausgerüstet/ und Zum erstenmal an den Tag gegeben/ Durch Georg Andreas Böcklern/ Archit. & Ingenieur

Cap. Vl. Das 1, Buch, " "4 
machet eineGrube/in derGrösse eines Brunnen-Lochs/nichtgar tieff/vier oder sechs Schuh kieff/ist genug/ 
darnach procedirkman/wie man sonst zu thun pflege/wannman sehen will / ob Wasser-Luellen irgend da 
seyen/odernicht/und dieses geschiehet also : Man nimmezween Häfen/ oder gebrannte Krüge/ deren eine? 
ekwan einen Schöpff/Eimer voll Wassers hält/füllee dieselbigen alle beyde mit Scheerwolle/ oder derglei? 
chen wolaus / bedecktsiegeheb mit Ziegeln oderBrettern/ und nofirfzuvor / wieviel einjeglicher wieget> 
Alsdann nimmt mandeneinen/stellet denselbigen inein E> oder Winckel/ da das Fundament amtiesssien 
ist/dieser mußaberganßgeheb zu gemacht werden/damit nichts davon ausdämpffenkönne 3 Denandern 
Hafen oder Krug stelle manin das vorgemeldte/wie ein Bruünnengegrabenes Löe<h/und das allertieffstedes 
Fundamenksist/ miteinem Bret und Erden/wie der erste ag seyn/ wolbedeckt; Lässt beyde Häfen oder 
Krüge einen Tagoder zwey/ oder mehr also stehen/darnach nimmt man sie also heraus/und befi ichet/welcher 
an seinem Gewicht mehr ab-oder zugenommen habe. Jst der/ so im Bronnen-Loch gewesen/viel schwe 
rer an seinem Gewicht worpen/ äls der so im Fundatmnent/ soistes ein Zeichen/ daß / je tiefer maängräbt/ je 
Feinnüßiger/wässerichter/und heilloser das Fundamentwürde> Ist er aber nur ein wenigschwererworden? 
undhatf am Rand/ oder seinen Seiten/kleine Trdpfflein/gleich wie vom Shau/ so ist eseine Anzeigung/? 
daßeinklein fliessendes Wässerlein darunter laufft. Seynd aber beyde vorige Krüge/demaufgeschriebenen 
Gewicht aleich schwehr/oder deim Bronnen gewesen leichter als der andere/sd istes eine Anzeigung/ je tief? 
fer man grabe/ je besser Fundamenkman finden werde > seynd' sie aber demersten Gewicht/ dderjabeyds 
einander gar gleich / so solman im Fundattnenk verbleiben; dann in der Tiesfekeine Besserung zu finden isi 
Oie besten und sichersten Fundamenter seynd Felsen oder Stein-Göruben/ wie jedermänniglich be- 
kannt / und exfreuet einen Baumeister / wann er' festen und satten Gründ zu seinem Werk findet: 
Allhier ist auch ein Baumeister insonderheit zu warnen / daß man zu Zeiten ein Fundament nach-des 
Landes Göelegenheif / Nakur und Neigungen richten 'mußz Dann welches Ork öder Land 'Erdbibent 
unterworffen ist / daselbsten ist der satte und feste Grund und Boden nicht ga gut zu den Funda 
eat 5 Welches ohne Zweiffel Ursach gewesen / daß die Alten gerne auf Sütmpff und Pfüßen ge? 
auet haben. 
Man soll auch nicht für gering achten / das man die Fundamenka/ in welche Röst geleget wdr? 
den /. mie Kohlen oder Wolle bedeeke/ damit sie nicht von dent Mörtel entzündet werden / und ver? 
brennen: Derowegen pflegt man auch die Pfähle /so bey den Fundamenten geschlagen werden /wol zu 
brennen/damit sieunter der Erde von der Fäulung behütet werden/welches nichtallein von dem Vieruvio 
angewiesen/ sondern durch tägliche Erfahrung genügsam bezeugek wird. 
WannbeyLegung eines Futidatments/män keine grosse Steine haben kan? die doch sonsten insons 
berheit ndthig darzu wären3 ' Alsbey Brücken über fliessende Wässer / grösse steinerne Dämme / und 
Bährewbey den Vestungen / zu dein Wasser-Gräben / Sümpffen/ und dergleichen 5; Als wollen 
wirden jenigen Baütneistern/so dergleichen noch nichterfahren oder prackicirek haben/nachfolgenden Unfer* 
richt geben/daraus siezu ersehen haben/daß esmitihrerblössen Einbilduna/ und vergeblichen Pfälerepnicht 
genug/ sondern daß sie hierinnen/undin viel hundert ändern'nöthigen Stucken/ bey dem Bauen täglich 
nochzulernen/und ün die Schulden Erfahrung gehen müssen. | | 
Wann demnach/vorgelehrter Massen/das Füridament älso zu den Maurenfertig / und äber wegen 
des vorhabenden Bauessehr groß und weit gemachee werden müssen / und man zu dem Grund-Legender 
Maurer keine'grosse.Steine haben kan/ so ift nichtsnähers und bessers-/ -als man präparire den Mdbr- 
fel und Kalck/ wieerausdem Ofen kommet / und oben / wie derselbige solle zubereitet werden / verfet» 
figet? mit Sand der'aus fliessenden Wassern kömmit/ und mit vielen Steinen vermischte ist / wie fie 
seynd/ doch nicht grösser / als eine Faust 'groß 3 Solche Materie“ / mite dem Kälek vermischte / hi 
eingeworffen / hält fest /" und dienet' an stack des Mörtels und Steins /' dann der schwehre nasse 
Sand /“so Steine mit.sich bringet/ fället in die'Luicken / und fülletälles aus / umd darff es der Mdau* 
rex mit der Köslen nicht einwerffen oder streichen? sondern ist genussam/7 wanti er mit der Schäuffel eit 
wenig geebenet wird?) 4 | Jn 
Nachdeme nun dieses einen halben Schuh höch/ohngefehr zemächet worden? sb nimmt man dars 
zwischen Stück von Steinen/ so groß'äals man sie haben kan/ oder Wackensteine/wie mansie findetk/je 
härfer/je besser sieseynd/ wirfft solche hin und wieder darein/ daß sie zeistreuyer einander nießfäntühren/ 
aufdiesealsdann wieder Kalck/mitigrobem schweren Sand? darauf bis-wieder halben Schuhes dick/und 
aufdiese wieder grobe Brocken/ und Wackensteine/ hinünd wieder/ und alsomit solcher Arbeit und Uhims 
wechselung fortgefahren/ bis das Fundament ganßvoll wird. we. | 
Diese Materie/alsozugerichtet/ verdärtet aufeinander/daß es wird wie ein Massa oder Feisen/ der 
aus einem Stüc> erwachsen ist / allo / daß man auch mit keinem Pfahl darein kan / will geschweigen 
zerbrechen / oder Steine heraus zu reissen > Ursach dessen/ weilen die Materi/ in grosse und weite Funda" 
menten also gestreuet/ efwas Feuchtigkeichat / dieselbige Feuchtigkeit neßet und befeuchtet den Mrtel/ 
welcher mit langer Hand trocknet; Jnmittelst trocknet sich der grobe Sand und Stein auch / und zie? 
hef die Feiste des Kaleks an sich. Wie man dann in dergleichen Steinen / so also gebräuchet 
worden / wanndieselbigen zerschlagen werden / eine Weisse/ so dem Kalek gleich/ findet / welches an an? 
dern / so auf diese Weise nicht gebrauchet worden 7 nicht gefunden wird, Felsen- Steine ziehen auch 
den Kalck ais sich. Gz Vor;
	        

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