Full text: Die Königliche Bergakademie zu Clausthal, ihre Geschichte und ihre Neubauten

6, Die Bergakademie seit 1869, 
Kaum war die Bergakademie zur äußeren Anerkennung derjenigen Stellung 
yelangt, zu welcher sie sich in den letzten Jahrzehnten des Königreichs Hannover 
erhoben hatte, so wurde infolge der politischen Ereignisse des Jahres 1866 ihr 
Fortbestehen in Frage gestellt. War von den Kandidaten für den Hannoverschen 
Staatsdienst im Berg- und Hüttenfach ein vierjähriges Studium auf der Clausthaler 
Bergakademie oder einer gleichstehenden Anstalt verlangt worden, so forderte die 
Preußische Regierung von ihren Bergbaubeflissenen ein dreijähriges Universitäts- 
studium, auf welches der Besuch der Clausthaler Bergakademie (seit 1857) nur 
bis auf die Dauer eines Jahres angerechnet wurde; überdies war vielfach die An- 
sicht vorhanden, daß die Bergakademie zu Berlin für das Bedürfnis des Preußischen 
Staates ausreiche und daher die Akademie zu Clausthal überflüssig sei. 
Andererseits stand die Clausthaler Steigerschule, so wie sie im Jahre 1859 
aingerichtet worden war, weit hinter den Preußischen Bergschulen zurück, so daß 
das dringende Bedürfnis nach einer guten Bergschule für den neu gebildeten 
Dberbergamtsbezirk Clausthal vorhanden war. 
Unter diesen Umständen glaubte man anfangs, daß man in Clausthal von einer 
vollständigen akademischen Ausbildung von Berg- und Hüttenleuten absehen, daß man 
sich vielmehr auf die Ausbildung solcher Studierenden beschränken müsse, welche 
sich bereits anderswo naturwissenschaftlichen Studien gewidmet haben und hier nur 
Vorträge über die technischen Fächer hören und praktische Anschauungen vom 
Berg-, Hütten- und Aufbereitungsbetrieb erwerben wollen. Zu einer solchen Aus- 
bildung, so führt von Groddeck aus, sei Clausthal besonders geeignet, und zwar 
wegen der vielseitigen Hüttentechnik auf den Ober- und Unterharzer Hütten und 
den Eisenhütten am Harze, wegen der ausgezeichneten Aufbereitungswerkstätten 
des Oberharzes, wegen des ausgedehnten Oberharzer Gangbergbaus und des 
Rammelsberger Bergbaus usw.; er hebt ferner hervor, daß an keinem Orte so 
viele geognostische Formationen und instruktive Lagerungsverhältnisse der leichten 
Beobachtung zugänglich seien, und ‚weist schließlich auf die reichhaltigen akade- 
nischen Sammlungen sowie auf die Sammlungen des Vereins Maja hin. 
Es empfehle sich daher, an die zu gründende Bergschule »eine Bergakademie 
anzuschließen, in welcher durch Exkursionen zu erläuternde Vorträge über die 
Fachwissenschaften und entsprechende Repetitorien der Hilfswissenschaften gehalten 
werden«. Eine die genannten Zwecke verfolgende Akademie könne neben der Berg- 
schule ohne erhebliche Mehrkosten bestehen, denn nicht nur die Lehrkräfte, son- 
dern auch die Lehrmittel usw. würden im wesentlichen beiden Anstalten gemein- 
sam sein. 
Ein diesen Anschauungen sich anschließender Bericht des Oberbergamts an 
den Minister vom 24. Juli 1868 empfiehlt hinsichtlich der Kosten, daß der Staat
	        

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